Mutter-Kind-Beziehung

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Muttertag und Beziehungskiste als Karnevalsthema. Das bringt mich auf Mutter-Kind-Beziehungen im Rollenspiel.

Ich habe das nicht genau nachgeprüft, aber spontan habe ich den Eindruck, dass diese häufig (vielleicht sogar meistens?) in negativer Weise aufgegriffen werden, wenn sie überhaupt einen expliziten Niederschlag in Rollenspielen finden.
Da haben wir Mütter – oder Kinder – als Wahlmöglichkeiten auf der Nachteilsliste, allerlei Müttermonster und Monsterkinder, diverse Dunkle Mütter als finstere übernatürliche Mächte, wir haben den Topos der ermordeten Mutter (und den der Rabenmutter) als Lieferant für die Charaktermotivation und natürlich kommt auch der Bösewicht aus einer zerrütteten Familie (oder ist selbst eine verzerrte Muttergestalt).
Selbst die zwei konkreten positiven Beispiele, die mir gerade einfallen, kommen auch beide mit einem leichten Beigeschmack daher, sind sie doch beide in Spielen zu finden, die sich tief in verschiedenen Ecken des Horrorgenres verkrochen haben. Da wäre einmal der Motherliness-Vorteil aus Kult, wo alleine durch das Spiel, seine Welt und seine Abwärtsspirale klar ist, dass da am Ende keine warme Familienbeziehung übrig bleiben wird – wenn denn am Anfang überhaupt eine da war (andererseits finde ich den seit langem so schön, dass das systemübergreifend der Vorteil ist, den ich wohl am häufigsten portiert habe). Und mein zweiter Kandidat, der Archetyp der Mutter in Unknown Armies, kommt zwar selber ebenfalls in einem Gewand daher, das zumindest ich als positiv empfinde, bringt dafür aber auch zum Spiel passend unangenehme Charaktere mit, die dem Archetyp folgen und so auf den Kopf stellen.
Ich möchte mich da selbst übrigens gar nicht ausnehmen. Mit Galvina Nullip beispielsweise habe ich mich auch voll und ganz auf diese Schiene gesetzt (und den oben so gepriesenen Motherliness-Vorteil habe ich auch durchaus schon sehr absichtlich „missbraucht“, um damit beispielsweise eine effektive Verhörspezialistin zu konstruieren). Weitere Beispiele aus meinem eigenen Repertoire spare ich mir an der Stelle einmal, aber es gibt sie zur Genüge.

Statt jetzt aber noch lange zu sinnieren, ob das alles wirklich so vorherrschend ist und warum das so sein mag (oder zumindest warum die genannten Beispiele so sind, wie sie sind), will ich lieber ein paar Gedanken darauf verwenden, wie es auch anders geht mit den Müttern im Rollenspiel (wirklich nur ein Paar und gewiss keine voll ausgearbeiteten).

Da hätten wir einmal einen lang gehegten heimlichen Liebling von mir, der ein wenig über Mütter und Kinder hinaus wächst, da es nämlich um Familien generell geht, genauer gesagt um die Familie als Gruppenkonzept. Gemeinsame und aufeinander abgestimmte Charaktererschaffung bei der die Gruppe und ihre Mitglieder, um ein vereinbartes Konzept herum entwickelt werden, ist natürlich nichts, was jemanden hinter dem Ofen hervorzulocken bräuchte. Aber unter diesen endlosen Konzepten sticht zumindest für mich die Familie als eine besondere Möglichkeit hervor. Vielleicht weil sie so ein leicht verständliches, quasi universelles und starkes Bild liefert, weil sie soviel implizit mitbringt, weil sie (wie natürlich auch viele, viele andere Konzepte) über die reine Zweckgemeinschaft hinausgeht, aber auch weil sie gleichzeitig so viele Fragen in den Raum und Anforderungen an die Spieler stellt. Vater, Mutter, Kind – das Rollenspiel.

Mein zweiter Gedanke ist eine Erinnerung, und zwar an ein unvollendetes Konzept für Shadowrun, das ich in den Anfangsphase von d6ideas begonnen habe (überhaupt habe ich aus der Zeit noch einen Berg unfertiges Shadowrun-Material hier liegen, fällt mir auf). Die Idee, zu der ich sicher bei Gelegenheit zurückkehren werde (vielleicht ja diesen Monat?), war ein Adeptenpfad, vielleicht auch ergänzt um einen Satz Adeptenkräfte, mit dem Thema Mutter (und Kind), ein „Pfad der Mutter“ – und zwar ohne ihn in eine negative Richtung zu treiben, keine Verschlingerinnen ihrer eigenen Kinder oder aufgedunsenen Gebärmaschinen. Ein Pfad zu dem eher Stichworte wie Leben, Schutz, Geborgenheit, Geben passen, oder, um es mit den ersten Sätzen aus dem begonnen Entwurf zu sagen:

„Mit dem wachsenden Verständnis von Adepten tauchen mehr und mehr ihrer Pfade auf und manifestieren sich als Strömungen an der Oberfläche der Körpermagie.
In der Tiefe liegt aber noch ein anderer, ursprünglicherer Pfad. Ein Sog mit dem die Magie des Körpers, die Magie des Lebens, an ihre Quelle zurückströmt.
Der Pfad der Mutter.“

So, und jetzt, wo ich gerade dabei bin noch den obligatorischen Link auf die Begleitdiskussion zum Karneval im RSP-Blogs-Forum zu setzen, fällt mir übrigens auch noch ein, dass wir im April 2013 sogar einen eigenen Karnevalsumzug mit dem Thema „Im Mutterleib“ hatten (war sogar hier von d6ideas organisiert und trotzdem bis eben nicht daran gedacht). Da gibt es also auch noch mehr zumindest irgendwie themenverwandte Ideen.

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