Die Balance von Leben und Tod und Magie – Vorüberlegungen zu einem Magiesystem

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„Zauberwirker sind übermächtig!“ In der einen oder anderen Form ist das eine häufig wiederkehrende Kritik – oder zumindest Behauptung – gerade in Bezug auf D&D und seine direkten Nachkommen und Verwandten.
Mit dieser Aussage an sich will ich mich gar nicht wirklich befassen. Wohl aber mit einem bestimmten Aspekt von ihr, nämlich der Folgerung, dass – gegebenenfalls ab einem bestimmten Zeitpunkt oder Ereignis wie einem Stufenanstieg – Charaktere, die nicht zaubern können, nennen wir sie hier der Einfachheit halber einmal alle Kämpfer, keine nennenswerte Rolle bei der Überwindung von Herausforderungen mehr spielen, da die Zauberwirker für sich alleine genommen über mindestens ebenso gute, wenn nicht bessere Möglichkeiten zu diesem Zweck verfügen.
Ich möchte das herausheben, weil ich es für eine interessantere „Kritik“ halte als den generellen Anwurf, Zauberwirker seien „zu mächtig“ und „könnten alles“. Betrachten wir den gewählten Wortlaut nämlich genau, dann geht es hier gar nicht unbedingt um „Macht“ oder „Alleskönnen“, sondern es geht stattdessen um Unabhängigkeit. Es geht darum, die Macht zu haben alles alleine zu können.

Was wäre also, wenn ein Zauberwirker zwar alles könnte, aber eben nicht alleine?
Wenn eine Abhängigkeit des Zauberwirkers von den Kämpfern bestünde (oder bestehen bleiben würde, falls sie für frühe Stufen noch angenommen wird)?

Ein erst einmal unabhängig von solche Überlegungen bestehendes Konzept, das alles andere als neu ist, ist die Beschränkung von möglichen Zielen für Zaubersprüche an Hand der Trefferpunkte des Zieles.

Für uns hier wird das interessant, wenn wir uns vorstellen, es zu einem allgemeinen Prinzip für die Zielauswahl von Zaubersprüchen zu erheben. Denn was passiert wenn ein eigentlich interessantes Ziel eine solche Bedingung nicht erfüllt, also zum Beispiel zu viele Trefferpunkte hat?

Dann muss es Trefferpunkte verlieren.

Und wie tut es das, wenn Zaubersprüche dafür keine Möglichkeit sind?

Natürlich. Durch den Kämpfer.

So weit zumindest der Grundgedanke.

Das offensichtlichste Problem hierbei ist natürlich, dass dieser Ansatz überhaupt nicht den kritischen Bereich der nicht direkt auf Gegner zielenden/wirkenden Zaubersprüche berührt.
Wenn es solche also ebenfalls/immernoch geben soll, dann muss für sie noch eine eigene Lösung gefunden werden, wenn für sie der „Abhängigkeitsgedanke“ ebenso umgesetzt werden soll.

Für die Umsetzung des Konzepts in ein tatsächliches Magiesystem stellen sich darüberhinaus natürlich noch etliche Fragen, alleine schon auf die konkrete Natur der Zielbeschränkung bezogen:

Soll sie an die verbleibenden Lebenspunkte oder an den erlittenen Schaden des Ziels gekoppelt werden?
Das mag nebensächlich erscheinen, beinhaltet aber in der Konsequenz die Weichenstellung, ob Zauberwirker immer die Unterstützung eines Kämpfers brauchen (beziehungsweise besser: ob Zaubersprüche niemals das einzige Mittel, einen Feind zu bekämpfen, sein können) oder ob es auch Konstellationen gibt, in denen Magie von Beginn an gewirkt werden kann.

Soll die Zielbeschränkung eine Grenze nach oben oder eine Grenze nach unten liefern?
Ist Magie also gegen starke Gegner einfacher zu wirken als gegen schwache oder umgekehrt?

Und nicht zuletzt die Frage, woher die Vorgabe eigentlich kommt – ist es der einzelne Zauberspruch, der die Zielbeschränkung mit sich bringt, ist es der Zauberer, oder ist es vielleicht das Ziel selbst?

2 Kommentare


  1. Ich habe mit diesen Vorüberlegungen leider diverse Probleme. Dies beginnt bereits bei der Definition des Problems, denn in meinen Augen liegt dieses nicht bei der *Unabhängigkeit* des hochstufigen Magiers, sondern an seiner Vielseitigkeit und Potenz. Durch die Vielseitigkeit wildert er in den Spezialisierungen der anderen Klassen (wie eben beim Krieger: Schaden austeilen) und erledigt diese Aufgaben auch noch besser, potenter.
    Bei DnD kommt noch das Problem hinzu, dass Spellslots keine wirkliche Beschränkung darstellen: Der Magier bekommt im Laufe seiner Stufenaufstiege nicht nur *mehr* Zauber, sondern auch neue *stärkere* Zauber. Analog erhält ein Krieger zwar mehr Angriffe, aber eben *nicht* automatisch stärkere Angriffe. Zudem: Der Krieger muss erst einmal eine Probe ablegen, ob er überhaupt trifft, während die Zauber des Magiers automatisch gelingen.

    Damit begeben wir uns aber primär in den Bereich der Spielbalance, und bekanntlich hat DnD4 genau dieses Problem mit seinen Powers beheben wollen und ist wegen der resultierenden Gleichförmigkeit der Klassen grandios gescheitert.

    Ich würde die Überlegung bei der Frage beginnen, welchen Beschränkungen die Anwendung von Magie unterliegt. Neu ist die Frage nicht: Astralpunkte, Erschöpfung und andere Ressourcen versuchen schon seit langem, die Antwort zu geben. Dennoch würde ich an diesem Punkt starten und erst im nächsten Schritt die Synergien und Unterschiede zu anderen Klassen betrachten.

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    1. Ja.

      Aber!

      Die balance-zentriertere Kritik, die natürlich mitschwingt und vielleicht sogar die verbreitetere und fundamentalere ist, interessiert mich an dieser Stelle nicht wirklich (generell stehe ich mit der manchmal schon kultisch anmutenden Verehrung des Balance eher… kritisch gegenüber). Gerade deshalb habe ich mir an dieser Stelle einen vermeintlichen Nebenaspekt der Kritik herausgegriffen, da sich hier andere – und ich finde auch interessantere – Ansätze finden lassen.
      Ob der oben angerissene Ansatz sich dabei nun am Ende wirklich auf einen D&D-Kern aufgesetzt werden „kann“ und dabei auch wirklich ein interessanter Effekt herauskommt, steht aber natürlich noch sehr in den Sternen.

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