Regenwurmgott

Earth Worm God
Rollenspiele und ihre Vorlagen scheinen voll mit gräßlichen und widerwärtigen Froschgöttern, Froschmonstern, Froschmenschen und Monsterfröschen.

Anstatt das aber weiter zu untersuchen, direkt zur Alternative, die mir aktuell im Kopf herumgeht.

Regenwürmer.

Ein Regenwurmgott.

Chthonisch, dunkel, blind, urtümlich, sich windend, aus der fruchtbaren, der furchtbaren, Erde quellend, wenn das Wasser, das Blut der Opfertiere sie durchtränkt.

PS: Und explizit Regenwürmer. Keine Schlangen, Maden, Egel, Parasiten, denen sich Rollenspiele und fantastische Literatur ja auch gerne bedienen, keine Lind-, Sand- oder Todeswürmer, Regenwürmer. Würmer im allgemeinen sind vermutlich noch häufiger als Frösche. Regenwürmer im engeren Sinne hingegen fallen mir zumindest weniger auf.

4 Kommentare


  1. Ein sehr schöner Zwist von als eklig wahrgenommenem Getier, das auf diese Weise eine vielversprechende Überhöhung erhält. Mir fehlt in dem Gedankenfetzen aber noch der Bezug zum Regen, denn stammte ihre Macht nur vom Blut der Opfertiere, dann wären es ja Blutwürmer.

    Spontan fühlte ich mich bei der Lektüre aus irgendeinem Grund an euren Artikel über die Wolkendrachen erinnert:
    https://d6ideas.com/?p=6561

    Wolken, die zu keinem Drachen heranreifen können, regnen ab und geben ihre lebensschöpfende Kraft an den Boden ab, wo der Regenwurmgott Lumbricida sie begierig aufnimmt und in der Erde verteilt. Oder aber es ist der Furor der Gewitterwolken (um die andere im Kommentar angerissene Facette der Wolkendrachen einzubinden), die in den Regenwurmgott einfährt und ihn die Erde urgewaltig umwälzen lässt.

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    1. Spannend. An die Wolkendrachen hätte ich gar nicht gedacht. Aber das spannt natürlich auch den klassischen Kontrast zwischen Erd- und Himmelsgottheiten auf.

      Das Opferblut war ansonsten auch mehr als zusätzliches Motiv gemeint, um über die Fruchtbarkeit der Erde (und des Wurms) in die Vorstellungen blutiger Fruchtbarkeitsopfer hineinzugreifen, die Ideenwelt rund um die hungrige Erde (hier nicht als Erdmutter sondern eben als Erdwurm) zu bedienen. Es sollte den Regen (das Wasser) nicht ersetzen – beziehungsweise im Ritus, wie er dann direkt im Spiel auftauchen könnte, könnte es sogar tatsächlich eine ganz explizite Ersatzfunktion haben, beispielsweise um in Zeiten der Dürre den Regenwurmgott zu besänftigen (hervorzulocken?).

      Aber noch einmal auf die Wolkendrachen: Da gibt es ja sogar noch eine spannende Parallele (an die ich auch nicht gedacht hatte), die Wolkendrachen sind explizit als geschlechtslose Wesen geschildert, der Regenwurm(gott) wiederum ist ja hermaphroditisch.

      Ich glaube, du bist da wirklich auf eine interessante Spur gekommen.

      Vielen, vielen Dank!

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  2. Gern geschehen, aber Deine weiteren Erläuterungen zu den Blutopfern haben mich auch noch einmal nachdenken lassen.

    Als notgedrungener Ersatz für ausbleibenden Regen ist es sicher interessant, spannender wird es noch, wenn man es in Bezug zum Temperament der Wolkendrachen setzt. So kann nur freiwillig gespendetes Blut die lebensschöpfenden Kräfte des Regenwurmgottes wecken, während unter Gewalt vergossenes genau wie der Furor der Sturmdrachen den Umwälzer weckt – der aber damit die Erde auflockert und Platz für neues schafft.

    Welche Konsequenzen hätte das wohl für Schlachtfelder und die Kriegsführung? Will man Blutvergießen vermeiden, oder nimmt man es absichtlich in Kauf, um bewusst ganze Landstriche zu verheeren?

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    1. Da würde ich erst einmal andere Überlegungen vorschalten. Zum Beispiel, wie verbreitet – wie bekannt – der Kult des Regenwurmgottes zur Zeit überhaupt (noch) ist. Die urtümliche, schreckliche Gottheit, die weitgehend in Vergessenheit geraten ist, ist ja ein ganz starkes Bild, das auch wieder an die Froschgötter, die der Regenwurm ersetzen soll, anknüpft.

      Wie erklärlich, wie erwartet sind dann zum Beispiel etwaige Vorgänge auf dem Schlachtfeld?

      Direkt fürs Spiel: Dreht sich ein Abenteuer dann zum Beispiel eher darum, herauszufinden, was dort vorgeht? Und dann, konfrontiert mit dem sich windenden Schrecken, diesen zu besiegen (oder vor ihm panisch zu fliehen)?

      Oder soll das ganze eben doch bewusster sein? So das, wie du es vorschlägst, die Hervorrufung des Regenwurmgottes eine Entscheidung ist, die auch Spieler beispielsweise aktiv treffen könnten? Ist sie eine Drohung, die ausgesprochen werden kann?

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