Ich war kurz versucht, das aktuelle Geschehen zum Anlass zu nehmen, meine eigene Kritik an Wege der Vereinigung zu veröffentlichen, mit der ich mich während des Crowdfundings zurückgehalten habe, weil ich dem Projekt keine zusätzliche Aufmerksamkeit während der Finanzierungsphase angedeihen lassen wollte, und von der ich mich im Anschluss an die Finanzierung gefragt habe, wozu ich sie überhaupt veröffentlichen sollte. Und tatsächlich frage ich mich das jetzt genauso und wende mich deshalb lieber anderen Dingen zu: Vom aktuellen Geschehen nämlich abgesehen sind Vereinigungskriege (und die Wege dorthin) ein starkes, wiederkehrendes Motiv und eines, das gerade beginnt, sich über mein Bild von Nilanir zu schieben.
Vereinigungskriege in Nilanir also!
Nilanir ist der obligatorische pseudo-asiatische Teil Freeyas, passenderweise auf den alten Karten der Spielwelt im Südosten zu finden. Neben diesem generellen Thema sind die einzigen konkreteren Elemente zu Nilanir, die bei mir einen (vagen) Eindruck hinterlassen haben, die Existenz eines Kriegeradels, dessen Angehörige dem Rest der Bevölkerung das Tragen jeder Art von Waffen verbieten (eventuell einmal als Begründung/Herkunft für die Mönch-Klasse gedacht?), die Präsenz der Elysier im Nordwesten Nilanirs, sowie aus älteren Freeya-Versionen die Erfindung von Feuerwaffen in Nilanir (von denen ich nicht weiß, ob sie auch später noch kanonisch waren).
Ich selbst habe Nilanir ein paar Mal als Beiwort für Exotik für die Bewohner des Nordlandes und der Eiswüsten verwendet, mit der Implikation, dass für viele dort Nilanir so etwas wie der Inbegriff des Fremden und des Fernwehs ist, aber auch das der Austausch mit Nilanir ein geringerer ist als der mit beispielsweise Adraschbar, Ered oder Elysion selbst. Eine relativ geschlossene, sich isolierende Gesellschaft also vielleicht, und/oder auch eine wenig durchlässige elysische Front in diesem Erdteil (anders als im Nordland, wo das Imperium eine quasi fließende Grenze besitzt). Beides lässt sich für mich gut mit dem Bild des starren Stände-/Kastenwesens verbinden, betont also auch noch einmal die Bedeutung des Kriegeradels und damit des Krieges (unser Ankerpunkt hier!).
Außerdem haben wir bei der Vorstellung der minderen Zirkelgottheiten – für meinen Teil gar nicht einmal absichtlich – nilanesische (ist das das Adjektiv?) Kulte mit Tiergöttern bestückt. Das könnte also ein weiteres Element sein und verträgt sich natürlich ausgezeichnet mit Kung-Fu-Klischees (ergo Mönchen), diversen Tiermenschmonsterwesenrassen (von Rakshasas und Kenkus zu Echsen- und Schlangenmenschen) und bei Bedarf auch noch Barbaren und ihren Totems (die aber das Bild der geordneten, abgeschirmten Kastengesellschaft weniger gut bedienen, aber wer weiß). Darüberhinaus lässt sich über Tiere/Tiergötter auch eine weitere Segmentierung der Gesellschaft mit sehr einfachen und eingänglichen Bildern umsetzen, indem diese eben entlang von Kulten oder im Schutz/Zeichen bestimmter Tiere stehender Dynastien/Familien erfolgt. Was uns wiederum auch die Linien für interne Konflikte, ganz konkret die Bruchlinien, die es in Vereinigungskriegen (da haben wir sie jetzt endlich ausgeschrieben!) zu überwinden gilt, liefert.
Die Abschirmung der nilanesischen Gesellschaft ist dann vielleicht auch eine Nachinnengewandtheit, die zum einen mit den religiösen Differenzen mit anderen Teilen Freeyas zu tun hat (gemeinsamer Zirkelglaube, aber innerhalb des Zirkels die betonte Dominanz von Tiergottheiten gegenüber den stärker betonten anthropomorphen und elementaren Gottheiten andernorts), zum anderen und vor allem aber mit dem Vorrang der internen kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Ziel Nilanir zu vereinigen, Auseinandersetzungen, die dabei gleichzeitig – im Einvernehmen zwischen allen Konfliktparteien (einzelnen Kriegerdynastien) – nach außen hin (vor allem gegenüber den Elysiern) geheim gehalten werden sollen, um einem weiteren Vormarsch der Legionen des Gottkaisers vorzubeugen.
(Von Wege der Vereinigung zur Ausarbeitung von Nilanir – Assoziationsketten sind doch schön.)