Und weiter geht es mit Artikeln aus dem Grab, passend zum Oktober-Karneval der Rollenspielblogs, und zwar diesmal ganz klassisch mit Untoten.
Immer wieder werden Menschen durch allerlei erlittene Ungerechtigkeiten oder schlicht die Umstände ihres Todes dazu verdammt im Grab keinen Frieden zu finden.
So kommt es zu den Spukerscheinungen, Geistern und Gespenstern, die die Lebenden in so mannigfaltiger Weise heimsuchen.
Manchmal allerdings sind es gar keine Menschen, die so von ihrer letzten Ruhe zurückgehalten werden, sondern Tiere.
Der tote Fuchs ist so ein geisterhaftes Tier.
Zur Strecke gebracht für Verbrechen, die er nicht begangen hat, ist der tote Fuchs ein Opfer gedankenloser Ungerechtigkeit, die sich die Maske der Rechtschaffenheit aufgesetzt hat.
Wohin auch immer die Hühner verschwunden sind, es war nicht in den Magen des Fuchses. Er war kein Eier- und Gänsedieb, hat nicht die Milch auf der Schwelle umgestoßen oder die Kinder gebissen. Noch nicht einmal nachts ums Haus geschlichen ist er. An seiner Schuld besteht für den Bauern kein Zweifel, und als der Fuchs nicht in die ausgelegten Fallen gehen will – weil er zu teuflisch gerissen ist, sagt der Bauer, in Wahrheit aber, weil er niemals auf dem Hof war – geht der Bauer mit Knecht und Hunden selbst in den Wald – mit tödlichem Resultat.
Der vermeintliche Dieb ist tot, und während seine Welpen im Bau jaulen und klagen, sitzt sein Richter und Henker in der warmen Stube und lässt sich selbstgefällig die Pfeife schmecken – der, denkt er, stiehlt mir kein Huhn mehr.
Später dann – vielleicht schon in der selben Nacht, vielleicht wenn sich die Jagd zum ersten Male jährt und von da an wieder und wieder – wird er jedoch um den Schlaf gebracht und die Hunde jaulen erbärmlich und verkriechen sich im hintersten Winkel hinter dem Ofen. Etwas streift ums Haus und krazt an Türen und Fenstern. Im Walde wird ihm, als ob hinter jedem Baum etwas lauert.
Vielleicht wird die Milch sauer und die Eier schlecht. Vielleicht gackern plötzlich mitten in der Nacht die Hühner wie in höchster Not und am nächsten Morgen liegen sie tot unter der Stange, als ob sie etwas zu Tode geängstigt hätte.
Kommt es ganz schlimm, dann mag der Bauer seinen Lieblingshund mit zerbissener Kehle finden und eine einsame Fuchsspur, die von nirgends kommt und nirgendwo hinführt – wenn es überhaupt eine Spur gibt.
Der tote Fuchs ist zurück.
Diese Idee entstand aus der Frage „was mache ich mit einem toten Fuchs (oder „dem toten Fuchs“) in einem Abenteuer?“. Da sie so erst einmal losgelöst von einer bestimmten Hintergrundwelt oder einem bestimmten Regelsystem existiert, und der Fuchs in dieser Form auch nicht als große Herausforderung (das heißt im kämpferischen Sinne) gedacht ist, folgt hier an dieser Stelle kein Block mit Werten.
Der schlüssel liegt vielmehr, wie in der klassischen Gespenstergeschichte, darin die Zusammenhänge zwischen der (in der Vergangenheit liegenden?) Jagd und dem Unwesen auf dem Hof zu erkennen, und dann den Fuchs zu „erlösen“ (anstatt ihn mit Schwert, Magie oder Silberkugeln zu bekämpfen).
Was dabei genau zur Erlösung eines Fuchs-Gespenstes notwendig ist, das lässt sich natürlich variieren.
Von der ehrlichen Abbitte des Bauern und dessen Schwur nie wieder einen Fuchs zu jagen, über die Überführung oder das Geständnis des wahren Schuldigen für die vermeintlichen Vergehen des Fuchses, bis zur Stillung brutaler Rachegelüste, denen die Familie des Jägers bis ins letzte Glied anheim fallen muss, ist die Palette reich und breit gefächert.
Mir selbst gefällt dabei die mittlere Variante aus den oben skizzierten am besten, zumindest für das „märchenhafte“ Spiel, dass mir während der Ausgestaltung der Idee mehr und mehr im Kopf herumgeisterte.