Statt der langen Ein- und Überleitung über die ich erst nachgedacht habe kommen wir direkt zum Punkt. Abgesehen von einem Schlüsselwort steht eigentlich ohnehin auch schon alles im Titel.
Eine meiner ersten Assoziationen zum Thema „Stimmung„, das Timberwere im Juli für den Karneval der Rollenspielblogs gewählt hat, war meine Erinnerung an das (Miß-)Vergnügen wiederkehrender Onlinediskussionen über Gewalt, insbesondere sexuelle Gewalt, als „Stimmungselement“ im Rollenspiel, und zwar konkret zu Diskussionen, die sich dabei nicht (oder gegebenenfalls nicht mehr) mit dem „ob“ beschäftigen, sondern mit dem „wie“ und verschränkt damit dem „wozu“, also mit der Frage, dem Versuch der Erklärung, welcher „Stimmung“ das ganze denn nun dienen solle und deren Ausgestaltung. Ausgestaltung ist dabei hier als sprachliche Ausgestaltung, als Wortwahl gemeint. Wenigstens in meiner Erinnerung machte diese Wortwahl in den diskutierten Beispielen hauptsächlich Anleihen an Action- oder Splatterbeschreibungen, vielleicht weil dieses Vokabular einfach aus der Verbalisierung anderer häufiger Elemente (Gewalt und Gewaltauswirkungen im Rahmen von Kämpfen, Todesfallen, Verfolgungsjagden-/Verkehrsunfällen etwa) greif- und abrufbar war. Wie dieser kurze Erklärungsversuch und meine eigene Wortwahl hier im Artikel vielleicht schon zeigen, haben solche Sprachbilder mich in diesem Zusammenhang aber nie wirklich überzeugt. Was bei mir bei diesen Diskussionsbeispielen (und in der miterlebten Spielpraxis) angekommen ist war im Zweifelsfall sogar eher lächerlicher Klamauk oder eine aufgeregte Blut- und Sensationsgeilheit, die laut Beteuerungen natürlich nie intendiert waren. Gerade für Gewaltdarstellungen ist wenigstens für mich ein reduzierter, neutraler, klinischer Ausdruck häufig das sprichwörtliche weniger ist mehr in Sachen Stimmung. In einer dieser längst begrabenen Onlinediskussionen habe ich das einmal auf (paraphrasiert) „bei einer ’sich ergießenden Pfütze aus Blut und anderen Körperflüssigkeiten‘ macht irgendwer einen blöden Witz – bei ‚Vaginalabschürfungen‘ lacht erfahrungsgemäß keiner“ heruntergebrochen.
Dahinter und daneben liegt natürlich noch ein viel weiteres Feld. Was will ich durch Aussprechen und entsprechend plastische Beschreibungen für alle Spielenden gemeinsam zugänglich und nutzbar machen? Wo will ich im Gegenteil die innere Vorstellung ausgehend von einem oder wenigen Begriffen arbeiten und sich entfalten lassen? Welche Begriffe kann ich überhaupt in welcher Gruppe verwenden und noch verstanden werden? Wo ist ein echtes Verstehen eventuell gar nicht notwendig? …
Das hat für mich alles nicht nur aber an ganz zentraler Stelle mit Stimmung zu tun und hängt alles auch an diesem konkreten Beispiel, an den konkreten Erinnerungen. Aber zumindest für diesen Karneval möchte ich es dabei bewenden lassen.
PS: Die direkt geschilderten Erinnerungen gehen auf fünfzehn und mehr Jahre zurückliegende Diskussionen zurück, die mir zu Beginn des Karnevals wieder in den Sinn kamen. Im weiteren Verlauf des Monats ist unabhängig vom Karneval der Rollenspielblogs das Thema sexuelle Gewalt als Spielinhalt jedoch auch wieder einmal aufgeflackert (wobei es für mich eigentlich eher die Qualität eines Schwelbrandes hat). Auch hier gäbe es Anknüpfpunkte. Auch diesen werde ich über den obigen Text hinaus aber nicht nachgehen.