Out of Love

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Und zum Abschluß dann doch noch einmal ein letzter Ausflug in den ausufernden Komplex der Fragen und Stichpunkte um sein Thema „Romantik & Liebe“ herum, die Blechpirat in seinem Einleitungsbeitrag zum bald beendeten Karneval der Rollenspielblogs angelistet hat. Darunter findet sich nämlich auch diese Perle:

„Sex und der gute Geschmack – wo ist die Grenze zwischen Rollenspiel und Gruppenmasturbation?“

Und die bedient auch gleich wieder ein ganz eigenes Reizthema, das eben auch sofort wieder ganz weit weg führt. Allerdings über erstaunlich wenige Ecken.

Um das abzukürzen, beginne ich mit einer Gegenfrage:

Warum soll es da unbedingt eine Grenze geben?

Dieser Ansatz, „Rollenspiel“ unbedingt abzugrenzen, es auseinanderzuhacken, es in Rollenspiel und Nicht-Rollenspiel oder auch gleich in richtiges und falsches Rollenspiel zu zergliedern, ist mir so grundlegend fremd, dass ich für meinen Teil mich ja beispielsweise schon weigere, die so gerne gezogene und als „offensichtlich“ oder dergleichen titulierte Grenze zwischen Rollenspiel und (Miniaturen-)Kriegsspiel anzuerkennen.

Warum soll es auf einmal kein Rollenspiel mehr sein, nur weil sich die Spieler unterm Tisch anfassen? Wo genau ist da der Widerspruch, der es nötig macht, in „Rollenspiel“ auf der einen und „Gruppenmasturbation“ auf der anderen Seite zu scheiden?

Aber gut, ja, ich kann natürlich verstehen, dass die Rollenspieler, die 50 Shades of powered by the Apocalypse und GURPS: Gor spielen, nicht mit einem Fate-Spieler in einen Topf gesteckt werden möchte. Da ist eine ordentliche Abgrenzung schon wichtig.

Vom Grenzenziehen einmal weg, steckt in der Frage aber noch ein anderer, für mich interessanterer Aspekt. So wie sie ihre beiden Gegensätze aufbaut (Rollenspiel versus Gruppenmasturbation) beschreibt sie nämlich gleichzeitig das zumindest von mir häufiger beobachtete Phänomen, dass der Vorstellung von einem Mittelweg zwischen diesen „Extremen“ nur sehr wenig Raum gegeben wird. Entweder es ist Rollenspiel und Sex kommt höchstens in der Vorgeschichte, im Hintergrund oder vielleicht gerade noch angedeutet und dann hinter einem Blende versteckt vor, oder es ist direkt Pornographie/Cybersex/Gruppenmasturbation.

Dort wo dieser Mittelweg doch betreten wird, wird sich vom „unteren Ende“ (vom sogenannten „Rollenspiel“ her) vorsichtig und zaghaft an ihn herangetastet, ein bißchen mehr Haut gezeigt, eine kleine Regel eingeführt (natürlich optional!).

Ich finde das immer wieder enorm auffällig, dass dort nach wie vor diese… Lücke klafft, dass ausgerechnet das Rollenspiel (oder besser gesagt, die Auseinandersetzung mit/über Rollenspiel) sich so schwer damit tut, explizite Darstellung (sowohl mit Mitteln der Beschreibung als auch mit solchen der Regeln) und Spiel und Erzählung miteinander zu verbinden, oder, mehr noch, gezielt damit zu arbeiten.

Für diese weitgehende Ausblendung gibt es Erklärungsansätze (nicht zuletzt auch Umsetzungsschwierigkeiten), zu denen auch wieder der Bogen zurück zum ersten Teil des Textes hier gehört, nämlich der Abgrenzung und Untergliederung, in der sich Praktizierende verschiedener Stoßrichtungen eben nicht (mehr?) als Teile eines größeren Ganzen wahrnehmen. Aber eine Faszination übt dieser „blinde Fleck“ auf mich dennoch aus, auch eingedenk der Brückenschläge in ihn hinein, derer ich gewahr werde.
Was mir dabei nach wie vor als undeutliches Etwas vorschwebt, das sich in den Tiefen dieses Flecks zu verbergen scheint, das ist der Porno mit Handlung ein Spiel, das Sex von seiner mechanischen Bedeutung und Ausgestaltung auf eine Ebene mit klassichen Rollenspielproblemlösungsmechanismen wie Kampf- oder Magiesystemen hebt und dabei explizit auf einen universellen, gleichmachenden Ansatz verzichtet, und eine Spielwelt, die auf ihre Art ebenfalls eine solche Hervorhebung stützt.
Frei nach dem Motto, wenn das einzige Werkzeug, das ich habe, ein Affe ist, dann fangen alle Probleme an, wie Bananen auszusehen.

Aber jetzt genug davon.

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