Die Geschichte des Turms des Falschen Lichtes scheint mit derjenigen des Imperiums selbst wie verwoben. Und durch dieses Gespinst der gemeinsamen Vergangenheit hindurch, versuchen seine Herren nun die Fundamente der Imperialen Ordnung zu ergründen.
Das Asteroidenkloster liegt einsam und vergessen in den schwarzen Untiefen der unwirtlichen Weiten jenseits der Grenzen des Imperialen Herrschaftsgebiets.
Wissen und Aufzeichnungen um seine ursprüngliche Gründung sind seit Langem verloren und so scheint es unmöglich, zu bestimmen, was die der Installation anfänglich zugedachte Aufgabe war. Aber in seiner weit in die Vergangenheit zurückreichenden Geschichte hat das Kloster in jedem Fall die unterschiedlichsten Zwecke für viele verschiedene Herren ausgefüllt, die es alle früher oder später in die Hände ihrer Nachfolger oder Bezwinger übergaben oder es verlassen zurückließen, um von Neuem wiederentdeckt zu werden.
Es war Eremitage und astropathische Relaystation, Geheimgefängnis und Nachschubdepot, es diente den Priestern des Mars als Exploratorbasis, Freihändlern als Treff- und Handelspunkt, und als Versteck für Raumpiraten und Unterschlupf für Häretiker und Flüchtlinge vor der Autorität und dem Gesetz des Imperiums.
Alle diese Bewohner haben ihre Spuren in und an dem Kloster hinterlassen. Aber das Kloster selbst hat keine Spuren im elefantinen und doch von Plaques und Löchern durchsetzten Gedächtnis des Imperiums hinterlassen. Immer wieder gleitet auch das mentale Abbild seiner Erinnerung zurück in die gefühllose Finsternis, durch die auch sein versteinerter Körper lautlos seine ewige Bahn zieht.
Es ist dies ein Umstand, den die jüngsten Okkupanten des Klosters, sehr zu schätzen wissen und an dem sie möglicherweise nicht ganz unschuldig sein könnten, denn es sind die Priester des Adeptus Mechanicus, die mit den gewaltigen Datenkrypten einen der Grundpfeiler des Imperialen Gedächtnises warten, und es sind die Angehörigen des Navis Nobilite, die Buch führen über Ort und Lage aller Dinge in der Schwärze. Und es sind Techpriester und Navigatoren, die heute über das Kloster gebieten.
Unter all den Gebäuden und Anlagen, Bunkern und Säulengängen, Landespieren und Glashäusern, die sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende zu den nunmehr unkenntlichen ersten Klosterbauten hinzugesellten und nun den Asteroiden überwuchern, sticht der ehemalige Turm des astropathischen Chors als der eindrucksvollste Teil des Komplexes hervor. Er, als einziger, zeigt keine Spuren des schleichenden Verfalls, des stetigen Nagens des Zahns der Zeit, der Geißel des Imperiums. Obwohl sein reines Alter unverkennbar bleibt, ist er doch so sorgfältig und kunstreich in Stand gesetzt, als ob ihm die Äonen niemals etwas anzuhaben vermöchten, außer ihm noch mehr Würde zu verleihen. Der Turm selbst und das, was er nun beherbergt, stehen im Brennpunkt der Pläne und Visionen der neuen Herren des Klosters.
Magos 1001111 Aleph Ayn Vau
Der alte Magos ist eine anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet sanktionierter Warptechnologie, wo sich sein Ruhm insbesondere auf seine erfolgreichen Arbeiten zur Rekonstruktion von fragmentierten Archaeotech-Warpantrieb-STKs gründet. Seine intimen Kenntnisse und Beziehungen zur Imperialen Raumfahrt und dem substanzlosen Netz, mit dem sie das Imperium zusammenhält, haben seine Gedanken in den letzten Jahrunderten seiner zunehmend weniger fleischlichen Existenz einen zwingend logischen, rationalen aber wie er wohl weiß dennoch allzu einfach als häretisch – am Kult des Imperators aber auch und vor allem an dem der Maschine – brandmarkbaren Pfad hinab geführt.
Der Fortbestand des Imperiums, so seine Gewissheit, ist nur möglich durch die Raumfahrt. Die Raumfahrt ist nur möglich durch die Warpsichtigkeit der Navigatoren. Die Warpsicht der Navigatoren ist nur möglich durch das Licht des Astronomicons. Das Licht des Astronomicons ist nur möglich durch den lebendigen Willen des Imperators. Und der Imperator… stirbt.
Auch wenn die Lücken in Aleph Ayn Vaus Datenbanken einen anderen Schluß zuließen, er sie weniger kritisch analysierte und nicht mit den selben Fähigkeiten, mit denen er aus korrumpierten Fragmenten ein lesbares, realisierbares STK rekonstruieren konnte, das Unaussprechliche, Verbotene, weil Unmögliche aus ihnen ableiten würde, selbst dann, so wiederholt er seine Selbstsuggestion, müsste für ihn, der er es in Sicherheitsmargen und Notfallprozeduren zu denken gewohnt ist, das ganze System anathema erscheinen: Single Point of Failure.
Auf der Suche nach einer technischen Lösung für ein für ihn technisches Problem ist er auf das Konzept einer Linse verfallen, um den Willen des Imperators bei der Fokussierung der psionischen Energie für das Astronomicon zu ersetzen. Psionische Linsen, die sich die Brechung an der Grenze zwischen dem bereits in sich dualen physischen Licht und seinen Spektralfarben und dem Licht der Seele und dem Farbenspiel der Emotionen im Immaterium zu Nutze machen, sind eine wohlbekannte Technik. Was der alte Magos aber brauchte, war eine Linse, die nicht einfach nur psionische Kräfte bündeln konnte, sondern mit der sich das Licht des Imperator aussenden ließ.
Es sollte ihn geraume Zeit und einiges an unerwünschter Aufmerksamkeit kosten, aber schließlich hielt er in den Händen, was ihm, so glaubte er, den Erfolg bringen sollte – mehrere Phiolen mit den Tränen des Imperators. Dies waren nicht nur einige der mächtigsten Talismane in der ganzen Galaxis, sondern auch direkte Manifestationen des Willens und Wesens des Imperators. Am aller wichtigsten jedoch, es waren Salzkristalle in einer wässrigen Lösung – ein optisches Medium.
Weitere Nachforschungen zu seinen Aktivitäten fürchtend und auf der Suche nach einer passenden Umgebung für seine folgenden Experimente und die Erprobung seines vor seinem inneren Auge bereits Gestalt annehmenden Magnum Opus brach Magos Aleph Ayn Vau mit einer kleinen Gruppe seiner ergebendsten Schüler in die Leere jenseits des Lichts des Astronomicon und der Grenzen des Imperiums auf. Alte Verbündete, die seine Hilfe bei dem Kommenden ebenso benötigten wie er die ihre, hatten genau den richtigen Ort entdeckt, um ein neues Licht zu entzünden.
Seit seiner Ankunft auf dem Asteroiden weicht der Magos kaum aus dem alten Astropathenturm. Die Chorkammer an der Basis des Turms ebenso wie die filligranen psionischen Silberleitungen, die von dort die Innenseite des Turms nach oben zu dessen Spitze verlaufen, hat er unangetastet gelassen. Diese Spitze krönt nun allerdings nicht mehr der Hain psionischer Sende- und Empfangsantennen, die ihn einmal schmückten, sondern eine arkane Apparatur, in deren Zentrum die Kammer mit der aus den Tränen des Imperators verfertigten Flüssiglinse liegt.
Sowie die Verfügbarkeit von Psionikern es zulässt, widmet sich Aleph Ayn Vau der experimentellen Erprobung des Konstrukts, ihr, unter dem Einfluss der Linse und seiner Justierungen daran, rapider körperlicher und geistiger Verfall lässt ihn aber häufig in frustrierter erzwungener Untätigkeit zurück.
Haus Jehyde
Der Stern von Haus Jehyde ist schon lange tief gesunken. Was Andere aber auf kriminelle Unfähigkeit und ein Versagen der Genlinien zurückführen, das erkennen der Novator von Haus Jehyde und seine Navigatoren als die Vorzeichen eines großen Unglücks, das bald alle verschlingen wird, die Blinden und Selbstgerechten, die vor ihm alle Augen verschließen als Erstes. Zu oft haben die Sprößlinge von Jehyde das Licht des Astronomicon schwinden sehen, zu schwach, um ihnen noch den Weg durch das erdrückende Dunkel und vorbei an seinen namenlosen Bewohnern zu weisen.
Die Erfahrungen von Haus Jehyde und die Überlegungen von Magos Aleph Ayn Vau bestätigen und nähren sich auf diese Weise gegenseitig und machen den radikalen Techpriester und das gefallene Haus der Navis Nobilite zu bereitwilligen Weggefährten.
Anders als der alte Magos hat Haus Jehyde aber noch weitere, kurzfristigere und egoistischere Ziele, außer das Astronomicon zu stärken und sein Licht für die Ewigkeit und gegen alle, selbst die unaussprechlichsten Gefahren zu bewahren.
Haus Jehyde ist nicht nur verantwortlich für die Versorgung des Klosters, insbesondere auch mit jener essentiellsten und kostbarsten Fracht – Psionikern für den Chor des Lichtes -, sondern seine Navigatoren sind selbst ein unverzichtbarer Teil von Aleph Ayn Vaus Experimenten, denn sie sind es, die versuchen, an Hand des Lichtstrahles der Tränenlinse ihren Weg durch den Warp zu finden. Daher sind sie nicht nur über die Zeiten und anderen Parameter aller Versuche informiert, sie haben auch selbst einen erheblichen Einfluss auf die selben – und diesen wissen sie für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.
Mit Hilfe des Falschen Lichtes lässt Haus Jehyde andere Navigatoren und die von ihnen geführten Schiffe in die Irre leiten. Das Haus und sein Novator stillen auf diese Weise sowohl ihren Durst nach Rache, an denen, die sie um Einfluss, Reichtum und Ansehen gebracht und danach noch verspottet haben, und es füllt auf diese Weise seine geleerten Schatzkammern wieder auf, indem sie den an unbekannten Stellen und nach rauer Warpreise wieder an die Gestade des Materiums geworfenen Schiffen auflauern oder deren treibende Wracks ausplündern – umso besser, wenn ihnen dabei auch noch überlebende psionisch-begabte Besatzungsmitglieder oder Passagiere in die Hände fallen.
Um das Licht des Turms noch besser beherrschen zu können, hat der Novator von Haus Jehyde einen Bezirk innerhalb des Asteroidenklosters dafür zu nutzen, um dort die Genlinie seines Hauses entsprechend zu modifizieren. Gemeinsam mit einigen Bioarkana-affinen Schülern von Magos Aleph Ayn Vau arbeiten die Genweber des Hauses hier auch daran, Psioniker zu präparieren, um möglichst lange in der Chorkammer des Turms zu überleben.
Alexander Talib
Außer Psionikern – deren Schicksal jedoch mit der Ankunft im Kloster bereits besiegelt ist – führt Haus Jehyde dem Asteroidenkloster auch andere Gefangene oder geheuerte Arbeiter zu, wenn sie über benötigte Fertigkeiten verfügen. Unter diesen hat Alexander Talib, der ehemalige Majordomus eines Freihändlers, dessen Schiff als eines der ersten dem Falschen Licht zum Opfer fiel, sich eine privilegierte Sonderrolle erarbeiten können. Durch seine Kenntnisse und Fähigkeiten hat er es geschafft zum persönlichen Faktotum für den alten Magos und für die Oberen von Haus Jehyde zu werden, wenn letztere im Kloster weilen. Durch seine Aufgaben hat Alexander das umfassendste Wissen um den Aufbau des Klosters und seine vielen verlassenen Regionen erwerben können, und bemüht sich aktiv und auch in jeder seiner freien Minuten darum, dieses Wissen zu erweitern.
Bonus: Opferlamm des Falschen Lichtes als Elitesteigerungspaket (Rogue Trader)
Beschränkungen: Psi-Wert von 1 oder höher
Steigerungskosten: 200 EP
Opferlämmer sind jene Psioniker, an denen in den Biolabors des Turms des Falschen Lichtes von Techadepten und Haus Jehyde Genwebern experimentiert wurde. Einigen wenigen von ihnen haben ihre Peiniger sogar mikroskopisch kleine Kopien der Flüssiglinse des Turms ins Hirn eingepflanzt.
Auswirkungen: Bevor ein Navigator einen Wurf als Teil der Warpnavigation ablegt, kann das Opferlamm seine Psi-Stufe permanent um 1 senken und dem Navigator dadurch einen Bonus von +20 auf den Wurf geben.
Nachdem ein Navigator bei einem Wurf als Teil der Warpnavigation gescheitert ist, kann das Opferlamm seine Psi-Stufe permanent um 1 senken und dem Navigator dadurch einen Wiederholungswurf mit einem Bonus von +10 erlauben.
Das Opferlamm muss sich in beiden Fällen an Bord des Schiffes befinden.
Sinkt die Psi-Stufe des Opferlammes auf 0, so bedeutet dies den Tod.
Verwandte Artikel und Variationen
- Magos Aleph Ayn Vaus überragende Kenntnisse im Bereich von Antrieben und anderer Schiffstechnologie ebenso wie sein besonderes Interesse für Warpnavigation könnten auch durch eine Herkunft von Scheria erklärt werden.
- Ebenso könnte eine Mitgliedschaft des Magos im Kult der Kritischen Divergenz seine Besessenheit von der Schnittstelle zwischen Imperator und Technologie erklären. Die Verbindungen des Kultes zur Ekklesiarchie wären dann vielleicht auch eine Möglichkeit für die Akquisition der Tränen des Imperators. Das Falsche Licht könnte dann sogar ein Vorhaben des Kultes anstatt das persönliche Projekt von Magos Aleph Ayn Vau sein.
- Vielleicht versucht sich Haus Jehyde daran, im Turm des Falschen Lichtes seine eigenen Tränenatlanten herzustellen.
- Für Biologis-Erzheretek Galvina Nullip könnte ein geheimes Biolabor, in dem an Psionikern und Navigatoren experimentiert wird, wie lohnenswerte Beute erscheinen, wenn sie davon erfährt. Sie könnte allerdings auch ihre Dienste anbieten (ein Angebot, das den – von seiner eigenen Besessenheit abgesehnen – konservativen Magos Aleph Ayn Vau entsetzen würde, seine Verbündeten in Haus Jehyde jedoch sehr interessieren könnte), oder an Bord eines der vom Falschen Licht in die Irre geführten Schiffe reisen und in der Folge gefangengenommen werden.
- Das Augurenschiff Teiresias kann als mögliche Etappe auf der Suche nach dem Asteroidenkloster und dem Turm des Falschen Lichtes dienen.
- Zuletzt könnte der Turm des Falschen Lichtes statt in der kalten Leere des galaktischen Randes auch in der Calypso-Weite liegen, und dann vielleicht zu den Navigationsanomalien in diesem Raumabschnitt beitragen oder sie sogar allein verursachen, in welchem Fall die Versuche von Magos Aleph Ayn Vau und Haus Jehyde aber schon eine lange, lange Zeit andauern, um einen Teil des Weltraums, seine Erkundung und die Geschichten und Legenden über ihn so stark zu prägen.
Inspiration
Das Falsche Licht hat zwei ganz zentrale Ausgangspunkte, einen indirekten, mit dem es aber seinen Anfang genommen hat, und einen direkten der dann dazukam und dem ganzen seine jetzige Form gegegeben hat.
Der erste, indirekte war eine Vorlesung über den Pharos, den Leuchtturm von Alexandria, die einige Ausflüge zu Leuchttürmen im Allgemeinen gemacht hat. Das brachte für mich den Ball ins Rollen zu Leuchttürmen in Warhammer 40.000 und gleichzeitig zum klassischen Motiv des falschen Leuchtturms (beziehungsweise -feuers), das von Strandräubern genutzt wird, um Schiffe auf Grund oder Klippen laufen zu lassen.
Die zweite, direkt umgesetzte folgte dann – ganz ähnlich zu den für den Magos oben geschilderten Gedankengängen – im Rahmen der Überlegungen, wie so ein falsches Leuchtfeuer, das ja offensichtlich irgendwie das Astronomicon (das Leuchtfeuer von Warhammer 40.000) imitieren musste, wohl in Warhammer 40.000 aussehen konnte. An dieser Stelle verfiel ich – passend zum Leuchtturm – auf das Bild der psionischen Linse, und dann erinnerte ich mich an einen kurzen Text, der beschrieb, wie der Imperator kontinuierlich weint, und dass seine Tränen aufgefangen werden. Nach Sichtung der Quellen stand dann die Linse aus Tränen.
Der Rest war dann das Auffüllen der Lücken mit Prosa.
Indirekt hat dieser Artikel auch noch Bezüge auf zwei Aktionen im Onlineumfeld von Rollenspielen.
Zum einen habe ich – obwohl es sich bei dem Artikel nicht um eine Einreichung zum Wettbewerb handelt -, in Aussicht gestellt zugesagt, den Artikel noch pünktlich zum gerade zu Ende gegangenen Jubiläumswettbewerb der Alten Welt, des offiziellen deutschen Warhammer-Fantasy-(und Warhammer 40.000)-Rollenspiel-Fan-Forum, vorzustellen.
Diese Vorgabe andererseits hat den Artikel zu einem in letzter Sekunde fertiggestellten Beitrag gemacht… …was auch das aktuelle Thema des Karnevals der Rollenspielblogs, diesen Monat organisiert von Greifenklaue, ist.
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