Editorial: Transhumanismus im Rollenspiel: Das fehlende Etwas

Editorial_9_25Ich vermisse etwas bei den transhumanistischeren Spielen, die sich im Kielwasser früherer Generationen von Cyberpunkspielen tummeln. Dieses Etwas ist Kritik, Ambivalenz.

Immer wenn Transhumanismus Teil eines Settings ist, wird er scheinbar in einem ausschließlich positiven Licht dargestellt. Als Spieler und Spielleiter werden uns die Chancen, Wahlmöglichkeiten und Herausforderungen, der Spaß und die Aufregung, das bunte Spielzeug und die fantastischen Fähigkeiten präsentiert – und das war's. All die möglichen Abgründe, die Probleme und Gemeinheiten, die vorstellbaren dunklen Seiten einer transhumanistischen Welt oder des Weges zu ihr hin werden unter den Teppich gekehrt.

Sicher, die Rivalen und Gegner der SCs können sich der gleichen Kräfte und Werkzeuge bedienen, aber der Konflikt erwächst hier nicht aus der Technologie oder der Philosophie hinter ihr; Waffen töten keine Menschen, Menschen tun das. Was ich vermisse, das ist ein Setting, das – ohne dabei auf altersschwache Cyberpunk-Versatzstücke zurückzugreifen – Transhumanismus zwar aufgreift, ihn jedoch weniger positiv porträtiert.

Um die bei Rollenspielen übliche Vorschlaghammermethode zu bemühen: Was ich vermisse, ist ein Spiel, bei dem die Transhumanisten die Gegner sind. Ein Spiel, in dem die SCs zum humanistischen Widerstand gehören, zum unaufgewerteten Untergrund, und deren Ziel es ist, die Menschheit zur evolutionären Grundlinie zurück zu bomben – eine Aufwertungsklinik nach der anderen, wenn es sein muss.

Falls ihr dieses Spiel kennt, dass ich vermisse, dann schaut doch im Forum vorbei und erzählt mir davon.

Und wenn ihr dann schon einmal da seid, warum kommentiert ihr dann nicht gleich auch die Artikel der nächsten Woche:

Am Montag wird Prime, zusammen mit 700Manifestations, einen Folgeartikel zu seinen Betrachtungen über komplexe soziale Interaktionen im Rollenspiel präsentieren, dieses Mal mit einem vollständigen Satz englischer Hausregeln, um soziale Konflikte bei D&D 3.5 und Pathfinder zu simulieren.

Und am Donnerstag werde ich, meinem obigen Ausbruch zum Trotz, mit dem Poseidon Retriever (Poseidon Retriever English) eine genveränderte Hunderasse für Blue Planet v2 vorstellen, einem Spiel, das zwar seine Portion Kritik beinhaltet, aber herzlich wenig davon für seine eigenen starken Genoptimierungs-Aspekte übrig hat. Der Artikel erscheint sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

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