Visuelles Paradox

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Von Athair gibt es diesen Monat „Aufs Auge!“, und zwar im Rahmen des Karnevals der Rollenspielblogs zum Thema Visualisierung im Rollenspiel (die Diskussion und Artikelübersicht dazu gibt es hier).

Bevor ich direkt auf dieses Thema komme, muss ich einen kleinen Ausflug zu der so konfliktträchtigen Urfrage machen, was Rollenspiel denn nun überhaupt sei und ausmache. Ohne jetzt allzu tief in diesen Abgrund blicken zu wollen, gibt es da doch zumindest eine Eigenschaft vieler Rollenspiele, die ich persönlich für besonders bemerkenswert halte: Sie sind nicht durch ihr Spielmaterial begrenzt. Sie wachsen über ihr Spielmaterial hinaus.
Nun ist mir immer wieder die Ansicht begegnet, dass, um diese Eigenschaft möglichst herauszukehren, das eingesetzte Spielmaterial (auch und gerade solches, das als Visualisierungshilfe am Spieltisch dient) minimiert werden müsse. Ein puristischer Ansatz, nach dem Rollenspiel aus nichts alles machen kann und soll.
Das scheint konsequent weiter- und zuendegedacht zu sein.
Aber meine eigene, vielleicht paradoxe Schlussfolgerung ist eine andere. Nicht aus nichts alles, sondern aus allem mehr zu machen.
Ich möchte diese Eigenschaft, über das Spielmaterial hinauszuwachsen, lieber als eine Einladung verstehen mit dem, worüber ich hinauswachse, zu experimentieren. Mit dem Spielmaterial selbst, und häufig bedeutet das auch Experimente, die direkt die Visualisierung betreffen oder sie zumindest anschneiden.
Ob das nun die Benutzung von Farben zur Kennzeichnung verschiedener Charakterfähigkeiten bei Beutelschneider ist (von der Haptik, der Begreifbarkeit und überhaupt der Sinnlichkeit ganz abgesehen), das Einspielen von Filmsequenzen und und Videospielcutscenes bei Warhammer 40,000, das Plündern der Playmobilsammlung der jüngeren Verwandschaft, das Generieren von Nobilis-Szenen mittels Dixit-Karten, die Verpflichtung zum Tragen russischer Mützen bei The Red Star, der Austausch des Kampfsystems eines Spiels gegen ein Konsolen-Beat-‚em-up, Berge an aufmerksam zu lesenden Formularen für SLA Industries, die Verwendung von Powerpoint-Präsentationen zur Informationsvermittlung, verordnete Film- und Comicpflichtlektüre, oder auch veritable Massen an Gunpla als Miniaturenersatz für Unknown Mobile Suit…

Mal sehen(!), welches dieser Experimente sich den Monat über dann in den Vordergrund schieben wird.

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