„Das willst du so nicht schreiben, Henri.“ Lars hatte die Daumen in die Rocktaschen seiner Uniform eingehakt und wippte auf den Ballen vor und zurück, während er seinem Freund und Vorgesetzten über die Schulter schielte. „Von eigenen Fliegern mal wieder nichts zu sehen“ deklamierte Lars als nächstes, mit zusammengekniffenen Augen von Henris Block ablesend, und dann „Artillerie und Luftabwehr völlig nutzlos“. Henri ließ den Stift sinken und atmete aus. Er wusste selbst, dass er sich in Rage geschrieben hatte. Oder, nein, nicht in Rage geschrieben, sondern einfach die Rage, die Frustration der letzten Wochen aus dem Stift hatte herausfließen lassen. Aber das war genauso nutzlos wie alles andere. Er war immernoch genauso wütend und frustriert wie vorher, war immernoch genauso hundemüde und erschöpft, und musste sich jetzt zusätzlich noch von Lars aufziehen lassen. Dass er spürte, dass Lars mit der Frotzelei einfach nur seine Sorge zu überspielen versuchte, machte ihn nur noch wütender – auf sich selbst.
„Es stimmt aber, verdammt nochmal! Sie zermahlen die Front da draußen und wir tun nichts! Gar nichts! Die Zeeks laufen Amok, als ob es März wäre! Bomben alles kurz und klein und sind wieder weg, bevor sich irgendeins unserer angeblichen Fliegerasse auch nur in die Gegend verirrt. Walzen mit ihren Zyklopen durch Stellungen, wie es ihnen passt, und wir sitzen hier zwar direkt neben zwei Batterien, die genau das verhindern sollen, aber können außer auf unserem Arsch zu sitzen genau gar nichts machen, weil wir nichts mitbekommen. Funk kannst du bei der Minovsky-Suppe vergessen, Kabel scheinen die Granaten der Zeeks magisch anzuziehen. Brieftauben müssten wir haben! Das ist doch scheiße alles.“
An Lars schien das alles abzuperlen, „besser?“ fragte er nur, aber Henri ging es kein Stück besser. Im Gegenteil, die Nachfrage und seine eigene Tirade stürtzten ihn jetzt einfach vom einen Extrem ins andere. Nachdem sich erst die Frustration Bahn gebrochen hatte, war es als nächstes Erschöpfung. „Was machen wir hier überhaupt? Das hat doch so alles keinen Sinn.“
Lars konnte nicht aus seiner Haut. „Also, wenn es nach mir gegangen wäre, dann würden wir auch immernoch bequem in Rennes in der Etappe sitzen und Strichlisten für Panzerreparaturen abzeichnen.“
„Du hättest ja da bleiben können!“
„Und dir den ganzen Spaß hier vorne alleine überlassen? – Hau dich hin.“
Nach dem letzten Aufflammen war Henris Wut endgültig abgeraucht. Er schüttelte den Kopf, halb verneinend, halb um ihn klar zu bekommen. „Nein, ich muss noch den Bericht schreiben.“
„Hau dich hin. Ich mach das. – Oh, und, sag mal, ist dir schonmal aufgefallen, dass wir nach der Reparatur jetzt zwei von den Bluthunden haben?“
Leutnant Lars Idir
17. Mechanisierte Infanteriebrigade, Earth Federation Ground Forces
Obsession: Risiko
Wut: Untätigkeit
Angst: Tod (Hilflosigkeit)
Tugend: Freundschaft
Gewalt: 4 Härte, 0 Trauma
Unverständnis: 1 Härte, 0 Trauma
Hilflosigkeit: 2 Härte, 0 Trauma
Isolation: 1 Härte, 2 Trauma
Identität: 1 Härte, 0 Trauma
Identitäten:
Selbstmörder 70%* (Ersatz: Wahrnehmung, Features: Initiative, Widerstand: Gewalt)
Clown in Uniform 60% (Ersatz: Ausstrahlung, Features: Ersatz: Lügen, Therapie)
Beziehungen:
Oberleutnant Henri Butcher 60% (Verantwortung)
Cafe Viviane 60% (Guru)
Fähnrich Cass Chevrolet 55% (Protégé)
Wundschwelle: 50
Da müsste eigentlich noch viel mehr gefeilt werden, aber als Teasertext vor dem Termin ist es halbwegs ausreichend.