Das Schicksal von Völkern – eine Hausregel für The Red Star

In den Red Star Comics erhaschen wir Bilder eines Jenseits, das gefangen ist zwischen archaischen Kriegsgöttern auf der einen und modernen Industriekomplexen auf der anderen Seite, und das gleichzeitig die Welt der Lebenden wiederspiegelt und seinerseits in ihr wiedergespiegelt wird.

Im begleitenden Campaign Setting werden die inneren Zusammenhänge dieser Geisterwelt dann noch weitergehend aufgedeckt.

Eine Sache fehlt allerdings auch bei dieser detaillierteren Beschreibung:
Regeln.

Die Kernaussage der Hintergrundbeschreibung läuft darauf hinaus, dass der Willen und die Macht der Toten Einfluss auf die Lebenden und ihre Welt ausüben können.

Dieses Grundprinzip bleibt scheinbar wirksam, ganz egal ob es um Ahnengeister geht, die ihren Nachfahren beistehen und so das Geschick ihres Volkes lenken, oder darum, dass eben jene Nachfahren die übernatürliche Lebenskraft der Geister ausbeuten, um damit ein schattenhaftes Hexereiwirtschaftssystem zu befeuern, da ihnen erlaubt das Schicksal ganzer Nationen nach ihrem Willen umzugestalten.

Das Campaign Setting präsentiert dabei Regeln und Werte für die Ahnen selbst, sowie für die Zauber und Protokolle, die deren in der sterblichen Welt manifestierte Macht – in dem einen Fall freiwillig gegeben, und im anderen gefesselt – darstellen.

Der eigentliche Strom des Schicksals aber, der als der vielleicht wichtigste Aspekt des Verhältnisses zwischen der physischen Welt und der metaphysischen Welt beschrieben wird, findet keinen direkten Niederschlag in irgendwelchen Regeln.

Solange das Spiel sich auf einer eher lokalen und – noch wichtiger – sterblichen Ebene verbleibt, ist das auch nicht weiter wichtig.

Allerdings liefert ja gerade das Campaign Setting alles Handwerkszeug, um diese Ebene zu verlassen, und beispielsweise auch Unsterbliche zu spielen, während bereits die Comics in grandiosem Maße ihre Helden in gerade jene Situationen stürzen, in denen die Waagschalen der Weltgeschichte im Gleichgewicht sind und nur darauf warten, in die eine oder andere Richtung umzuschlagen. Angesichts dieser Verhältnisse scheint eine Hausregel, die den Einfluss der Geisterwelt im persönlichen wie im großen Maßstab abzubilden versucht, als eine sinnvolle Ergänzung.

Ein einfacher Bonus oder Malus auf Proben, abhängig von der aktuellen Kräftelage in der Geisterwelt und den Absichten ihrer Bewohner (oder deren Herren), wäre die einfachste Methode, um diese Idee zu realisieren. Leider schneidet sie aber auch das Gewicht zurück, das den Entscheidungen der Spieler zukommt.

Dieses wichtige Element wiederum lässt sich aber ebenfalls recht einfach erhalten, indem stattdessen die Action Points der Charaktere angesteuert werden.

Ein Charakter, der vom Einfluss der Geisterwelt betroffen ist, erhöht die Würfelgröße seiner Action Points um 1 (ein W6 würde also beispielsweise zu einem W8) – falls der Einfluss positiv ist –, oder reduziert sie um 1 (ein W6 würde also beispielsweise zu einem W4) – im Falle eines schädlichen Einflusses.

Von der Seite der Geisterwelt (wie sie Spielern von unsterblichen Charakteren ja ebenfalls direkt zugänglich ist) aus betrachtet, ist eine solche Beeinflussung der Welt der Sterblichen das Ergebnis von großflächigem Einsatz von PHE.

Um eine Begegnung zu beeinflussen, muss ein Unsterblicher über volle PHE-Reserven verfügen, und dann seine gesamte PHE in den Versuch zur Lenkung des Schicksals investieren. Auch die PHE einer gebundenen Seele kann auf diese Weise verwendet werden, mit den gleichen Einschränkungen (der PHE-Vorrat muss zunächst voll sein und dann vollständig ausgegeben werden). Mehrere Unsterbliche (und gebundene Seelen) können sich an einem solchen Versuch zur Einflussnahme beteiligen. Falls sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten (oder an den gleichen Meister gebunden sind) werden ihre PHE-Investitionen aufsummiert. Wenn sie gegeneinander arbeiten, dann werden die aufsummierten Ausgaben ihrer jeweiligen Parteien miteinander verglichen, wobei sich nur die Seite mit der höchsten Summe durchsetzt und das Schicksal in ihrem Sinne zu lenken vermag (bei Gleichstand gibt es keinen Effekt). Die Siegerseite darf sich entscheiden, unter welchen Bedingungen Charaktere in dieser Begegnung dem Einfluss des Schicksals unterliegen sollen, und ob es sich dabei um einen positiven oder einen schädlichen Einfluss handelt.

Für einen Unsterblichen erfordert die PHE-Investition eine volle Aktion. Es ist möglich auch im Verlauf der Begegnung noch nachträglich PHE auszugeben. Die Summen werden entsprechend angepasst, und falls sich dadurch die Balance zu Gunsten einer anderen Seite als bisher verschiebt, dann darf diese entsprechend ihre eigenen Bedingungen und die Art des Einflusses festlegen.


The artwork is taken from The Red Star: The Battle of Kar Dathra’s Gate and was used with kind permission of Christian Gossett.
The Red Star and all related characters are ™ and © Christian Gossett. Used with kind permission.
The Red Star Campaign Setting is © Green Ronin Publishing, LLC.
Die Grafik stammt aus The Red Star: The Battle of Kar Dathra’s Gate und wurde mit freundlicher Genehmigung von Christian Gossett verwendet.
The Red Star und alle verwandten Charaktere sind ™ und © Christian Gossett. Verwendet mit freundlicher Genehmigung.
The Red Star Campaign Setting ist © Green Ronin Publishing, LLC.

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