Bei meinen ersten Überlegungen zu Nilanir letzten Monat hat sich für mich die Idee herauskristallisiert, dass die sich bekriegenden Dynastien des nilanesischen Kriegeradels jeweils im Zeichen eines bestimmten Tieres stehen. Die Herleitung hierfür war das (zufällig entstandene!) Übergewicht an Tiergöttern im Zirkelpantheons Nilanirs, und unter den Assoziationen waren auch sofort die Barbaren-Klasse mit ihren Totems, die aber auf den ersten Blick nicht recht zur Vorstellung einer rigiden Kasten- und Ständegesellschaft passen wollte. Auf den zweiten Blick mag genau das aber anders aussehen. Wie verhält es sich also mit der Zusammensetzung und inneren Struktur der nilanesischen Kriegersynastien, auch durch den Filter des Klassensystems von D&D betrachtet?
Als erstes haben wir die Tiere, unter deren Schutz die einzelnen Dynastien stehen. Wenn wir uns bei ihrer Auswahl auf die schon vorgestellten Tiergötter des Zirkels beschränken, dann landen wir bei einer bescheidenen pfotevoll, was etwas wenig erscheint. Also brauchen wir entweder mehr Tiergötter oder es gibt Dynastien mit nicht-göttlichen Tieren als Seelentier. Mit nicht-zirkel-göttlichen zumindest, denn es gibt ja auch noch den Geist, der die ganze Welt und auch die Tiere in ihr erfüllt. Wir schlagen hier also die Brücke zur Naturreligion des Geistglauben und rücken damit auch Druiden – in Freeya die Priester des Geistes – mit ins Zentrum des Interesses. Geist- und Zirkelglauben sind verwandt miteinander und exisitieren auf ganz Freeya nebeneinander, wenn auch der Zirkelglaube meist überwiegt – in Nilanir könnte das Verhältnis ausgeglichener sein, auch weil, durch die erwähnten vielen Tierzirkelgötter, beide Religionen hier ohnehin schon näher zusammenrücken.
Innerhalb einer Dynastie hängt das Verhältnis vermutlich direkt von ihrem Seelentier ab. Während in allen Dynastien die Religionen parallel praktiziert werden und sowohl Kleriker als auch Druiden einflußreiche Stellungen bekleiden, sind die Zahlen- und Machtverhältnisse in Dynastien, die im Zeichen eines zirkel-göttlichen Tieres stehen, mehr zu Gunsten der Kleriker verschoben, in Dynastien, deren Seelentier ein „Geisttier“ ist, mehr zu Gunsten der Druiden.
Mit Tieren und Religion als Stichworten sind auf der Klassenseite natürlich noch (die einleitend bereits erwähnten) Barbaren, aber auch Waldläufer und Paladine naheliegend. Alle drei kann ich mir unter diesen jetzt noch ein wenig besser herausgearbeiteten Voraussetzungen (insbesondere der parallelen Bedeutung von Zirkel und Geist) zwar sehr gut als Teile der Dynastien vorstellen, aber weniger als wirklich dominantes Element, sondern als besondere – über den religiösen Kontext eventuell heilige – Kämpfer, die innerhalb ihrer Dynastie noch einmal eine abgeschirmte Gemeinschaft bilden. Vielleicht sind sie auch nicht in allen Dynastien gleichermaßen (oder überhaupt!) vertreten. Bei Barbaren und Waldläufern wäre die Voraussetzung wohl jeweils, dass Totem beziehungsweise Tiergefährte dem Seelentier der Dynastie entsprechen. Paladine könnten unter diesen drei Gruppen in den meisten Dynastien wohl die (familien-)politisch einflussreichste darstellen, da sie noch eine weitere wichtige Assoziation bedienen…
Disziplin und Rigidität der nilanesischen Gesellschaft rufen auf Klassenebene für eine Kriegerdynastie natürlich nach dem Kämpfer, aber auch Magier und die gerade schon genannten Paladine passen in dieses Bild hinein. Da es sich dabei um das übergeordnete Thema Nilanirs handelt (zumindest das, was mir am besten – oder auch als einziges – aus der Originalbeschreibung im Gedächtnis geblieben ist), sind diese vermutlich auch die treibenden Kräfte innerhalb der Dynastien, die immernoch Adelshäuser und keine religiösen Orden sind.
Was übrig bleibt ist der Mönch. Nilanir als Pseudoasien ist klischeemäßig naheliegenderweise auch mit der Mönchsklasse verbunden (wobei Freeya auch wichtige Gargylen- und zwergische Mönchstraditionen aufzuweisen hat), die Frage ist bloß wie? Konkret im Bezug auf diesen Artikel also, ob Mönche in den Kriegerdynastien präsent sind und welche Rolle sie in ihnen gegebenenfalls spielen? Zentral ist dabei in meinen Augen das alte Konzept, dass die Dynastien allen Nicht-Kriegern in Nilanir (also allen, die keine Angehörigen der Kriegerdynastien sind!) das Tragen jedweder Art von Waffen verbieten. Das ist natürlich prädestiniert dafür, den unbewaffneten Mönch als eine Art Gegenpol zu den Dynastien zu etablieren, der dabei aber gleichzeitig das Bild der disziplinierten, rigiden Gesellschaft mitträgt. Andererseits könnte der Mönch selbst als Waffe gesehen und bei den Sondergemeinschaften innerhalb der Dynastien (siehe oben zu Barbaren, Waldläufern und Paladinen) miteingereiht werden. Vielleicht wäre auch noch eine Mischform denkbar, in der Mönche zwar außerhalb der Dynastien existieren, von diesen aber immer wieder als Unterstützung herangezogen werden. Diese Mischform wäre auch gemeinsam mit einer der beiden anderen Varianten gut denkbar, während mir jene spontan eher so erscheinen, als ob sie sich ausschlössen.
… Bei weiterem Nachdenken ist das aber vielleicht doch gar nicht so sehr der Fall. Es könnte Mönchsgemeinschaften außerhalb, „zwischen“ und auch innerhalb einzelner Dynastien geben. Das könnte dann auch eine Art „Entwicklungsprozess“ (in beide Richtungen) sein, getrennte Gemeinschaften, die sich nach und nach einer Dynastie annähern bis sie schließlich in sie aufgenommen werdne, oder auch eine Gruppe innerhalb einer Dynastie, die sich nach und nach immer weiter von ihr entfremdet.
So weit also zu nilanesischen Kriegerdynastien und den prominent mit ihnen verbundenen Klassen.