Ooh! – Rassismus unter Druck bei Blue Planet

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Doppelkarneval! Mit Ansage!

In unserem ersten Beitrag zu Clawdeens „Unter Druck„-Karneval im März konstatierten wir schon, dass eine Delphin-Raumschiffbesatzung, die ihr einzelnes menschliches Crewmitglied anfeindet, gleichzeitig auch schon zum April-Thema „Rassismus“ der Zeitzeugin passen würde. Und hier ist sie jetzt, die rassistische Delphin-Crew.

Mehr zum Karneval der Rollenspielblogs im Allgemeinen, über die Themen für März und April, und über (mögliche) zukünftige Themen gibt es wie immer im RSP-Blogs-Forum.

Ooh!

Die Ocean over heaven! ist ein Fusion-Torchship, das auf der Wurmlochroute zwischen dem Sonnensystem und Lambda Serpentis verkehrt und dabei den üblichen Mix aus in Kälteschlaf versetzten Passagieren, Industrieanlagen und Long John-Xenosilikaten sowie anderer Ladung nach Bedarf transportiert. Was die Ooh! Von anderen Torchships unterscheidet ist ihre Besatzung – das Schiff wird fast vollständig von Meeressäugern bemannt und gesteuert.

Drei Delphine, Skip-Jack, Grüner Hummer und Sterne Draußen (der darauf besteht von Nicht-Meeressäugern als „Igor der Erschreckende“ angesprochen zu werden), bilden den permanenten Kern der Besatzung der Ooh!. Ein vierter Platz wird üblicherweise von einem Nicht-Meeressäuger belegt, in dessen Verantwortung hauptsächlich die Wartung und – falls nötig – Schadenskontrolle und Reparaturen in „trockenen“ Bereichen des Schiffes fallen.

Im Gegensatz zu dem Delphintrio ist diese letzte Position alles andere als permanent, da die meisten Besatzungsmitglieder, die sie belegen, schon nach einem einzigen Flug kündigen, was der Ooh! und ihrer Besatzung langsam einen schlechten Ruf zu verschaffen beginnt. Und zwar mit vollem Recht, wenn den Erzählungen der Ex-Besatzungsmitglieder Glauben geschenkt werden darf.

Die Zusammenarbeit zwischen Meeressäugern und Nicht-Meeressäugern wird generell als mit gewissen Herausforderungen verbunden akzeptiert. Zum größten Teil rühren diese schlicht von den physiologischen Unterschieden der Spezies her, aber auch kulturelle und soziale Eigenheiten können teilweise eine Rolle spielen (von Nicht-Meeressäugern werden diesbezüglich besonders häufig das sehr freizügige Verhältnis von Meeressäugern zu Sex und ihre angebliche Vorliebe für praktische Scherze genannt). Aber die Situation auf der Ooh! geht angeblich weit darüber hinaus. Vielleicht ist das auf die spezifische Umgebung zurückzuführen, mit ihrer Kombination aus monatelanger Isolation umgeben vom Vakuum des Alls, der Anpassung des Haupthabitats auf die Bedürfnisse von Meeressäugern, so dass allen Besatzungsmitgliedern noch weniger Raum als auf solchen Flügen bereits üblich zur Verfügung steht, und der simplen Tatsache, dass die üblichen demografischen Verhältnisse an Bord ins Gegenteil verkehrt sind, und sich Nicht-Meeressäuger plötzlich in der Rolle einer Minderheit (von einer Person!) in einer von einer Meeressäuger-Mehrheit dominierten Welt wiederfinden (wobei diese Mehrheit gleichzeitig auch noch eine festgefügte soziale Gruppe darstellt, zu der der Nicht-Meeressäuger selbst unter anderen Umständen kaum Zugang finden würde), und Baseline-Menschen wie genetische Redesigns reagieren deshalb besonders empfindlich auf Verhaltensweisen, die einfach nur Beispiele für die „praktischen Scherze“ der Meeressäuger darstellen. Vielleicht führen die selben Umstände auch bei den Meeressäugern dazu, dass sie sich extremer verhalten ohne dabei aber absichtlich feindselig oder bewußt böswillig zu handeln. Aber vielleicht ist die Besatzung der Ooh! auch einfach tatsächlich eine Ansammlung von Meeressäugerrassisten mit tief empfundenen Vorurteilen, Groll und Überlegenheitsgefühlen gegenüber Nicht-Meeressäugern.

Die Berichte über die Vorfälle an Bord reichen von abwertenden Kommentaren bezüglich der Orientierungsfähigkeit der Nicht-Meeressäuger in drei Dimensionen, wobei diesen oft der Anstrich eines entschuldigenden Verständnisses gegeben wird („ist okay, wir wissen, dass ihr das eben nicht so gut könnt“), der Nichtnutzung von Interspec in Gesprächen in Anwesenheit des Nicht-Meeressäugers bis hin zur Weigerung nach einer entsprechenden Bitte auf die gemeinsame Sprache zu wechseln, der Verwendung rassistischer Schmähungen wie „Schimpanse“ und „Affenjunge“ in der direkten Anrede, dem Anbringen eines Schildes „Speisekammer“ auf der Notfallkälteschlafkapsel des Nicht-Meeressäugers und andere auf Einschüchterung abzielende Verhaltensweisen (einschließlich körperlicher Gewaltandrohung in mindestens einem Fall), sowie mehrere Vorfälle, die als rassistische oder sexuelle Belästigung – oder beides – gewertet werden können.

Trotz allem schafft es die Ooh! allerdings bisher weiterhin neue Nicht-Meeressäuger als Besatzungsmitglieder für ihre Flüge zu finden.

Anmerkung: Nach kurzer Diskussion haben wir uns dagegen entschieden Charakterprofile für Skip-Jack, Grüner Hummer und Sterne Draußen anzuhängen, um die Ambiguität bezüglich der wahren Charaktere und Motive der Besatzung der Ooh! aufrechtzuerhalten.


Assoziationskettenstartpunktcredits für die Benennung der Ocean over heaven! gehen an „Heaven over Mountain“, eines der Cyberpunksettings aus Ex Machina, und an „The Ocean Above the Jaburo Sky“, der ersten Episode von Mobile Suit Gundam MS IGLOO: Apocalypse 0079.

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