Viele Gerüchte, die im okkulten Untergrund die Runde machen, werden nicht ernst genommen, weil sie scheinbar völlig überzogene Behauptungen über die angeblichen Fähigkeiten von Kabalen – oder Kreaturen – verbreiten. Die Gerüchte über die sogenannten Emotiophagen werden deshalb belächelt, weil sie auf den ersten Blick so harmlos und alltäglich erscheinen.
„Emotionale Parasiten? Klar! Aber woher kennst du meine Exfrau? – Jaja, sicher, ich meine es auch ernst!“
Wie häufig – echte – Emotiophagen sind, ist daher schwer zu sagen.
Wie gefährlich sie sind, ist hingegen jedem klar, der einem von ihnen schon einmal begegnet ist.
Wie ihr von verkopfteren Mitgliedern des Untergrunds propagierter Name es bereits nahelegt, ernähren sich Emotiophagen von Gefühlen. Das hört sich allerdings eventuell romantischer an als es ist. Emotiophagen fressen Emotionen auf. Sie brauchen sie nicht nur um zu leben, sie verbrauchen sie. Und in ihrem Kielwasser bleibt nichts zurück als Leere. Heuschrecken erscheinen als ein besseres Bild für sie, als die romantik-verklebte Vorstellung vom Popkultur-Blutsauger.
Ein Emotiophage besitzt keine eigenen Impulse.
Wenn jemand in seiner Gegenwart einen seiner Impulse einsetzt, dann kann der Emotiophagen sich an diesem Gefühlsausbruch gütlich tun. Dazu muss ihm ein Wurf auf seine Fertigkeit „Gefühle vertilgen“ (basierend auf Seele) gelingen. Wenn der Emotiophage nicht nur Zeuge ist, sondern im Fokus des Gefühlsausbruchs steht (also beispielsweise den Wutimpuls des Charakters erst ausgelöst hat), dann erhält er +20% auf diesen Wurf.
Falls der Wurf gelingt, dann verliert der Charakter, dessen Gefühle vom Emotiophagen verzehrt wurden, permanent den entsprechenden Impuls. Dies löst einen Stresscheck (Selbst 10) aus.
Der Emotiophage hingegen erhält durch einen erfolgreichen Wurf Zugriff auf den Impuls. Allerdings kann er ihn nur ein einziges Mal einsetzen, danach ist er auch für den Emotiophagen für immer verloren.
Emotiophagen können mehrere Impulse jeder Kategorie besitzen. Sie können diese auch alle innerhalb einer Spielsitzung einsetzen.
Angeblich können Soziopathen lernen Emotiophagen zu werden.
Tränensalz
Eine der angeblichen Möglichkeiten, zum Emotiophagen zu werden, liegt in diesen Artefakten.
Üblicherweise in kleinen Glasfläschchen (seltener in Papierbriefchen) verpackt, handelt es sich um eine klare, salzig schmeckende Flüssigkeit, oder feine Salzkörner, die aus Tränen gewonnen werden sollen, die im Augenblick höchster emotionaler Anspannung vergossen werden.
In jedem dieser Artefakte ist ein Impuls gespeichert.
Der Verzehr macht diesen Impuls einmalig – und zusätzlich zu den eigenen Impulsen – verfügbar. Dies macht allerdings auch einen Stresscheck (Selbst 5) notwendig.
Nimmt ein Soziopath das Salz zu sich, dann erhält er die Fertigkeit „Gefühle vertilgen“ auf 5%. Bis er sie zum ersten Mal erfolgreich einsetzt, sinkt sie jeden Tag um 1%.
Die einzige Quelle von Tränensalz soll gerüchteweise eine Kabale sein, die sich selbst „die Tränensammler“ nennen, und je nach Erzähler aus Händlern, Narcoalchemisten oder Emotiophagen, allen dreien, oder aber sogar Händler-Narcoalchemisten-Emotiophagen bestehen soll. Letztere Variante wird auf Grund der völlig überzogenen Behauptungen über die Mitglieder allerdings generell nicht ernst genommen.
Mit seinem Thema Emotionen im Rollenspiel hat der diesmonatige Karneval der Rollenspielblogs (diesmal organisiert von Tagschatten) den Aufhänger für diesen Artikel geliefert.