…und Übergänge. Das von Timberwere und Niniane organisierte Doppelthema hat es mir wirklich angetan. Trotzdem fällt es mir extrem schwer die Faszination für das Thema auch in einem konkreten Artikel zu verdichten. Ich kann nicht ganz den Finger auf die Ursache dafür legen. Vielleicht fällt das Thema in diese Lücke bei der Grad an Interesse und der Grad an (Un-)Konkretisierung keine Schnittmenge finden. Vielleicht ist der Komplex zu sehr mit anderen Themen überlagert (dazu vermutlich mehr wenn wir ans Archiv kommen…), denn Anfänge und Übergänge, Grenzen, Verwandlungen, Perspektivwechsel, (Wieder-)Geburt, als Thema beschäftigen mich häufiger.
Die „einfachen“ Lösungen für einen Artikel sind dabei für mich auch keine. Das Aufgreifen von Anfängen im Sinne vom Anfang einer Spielrunde oder der Erschließung eines neuen Spiels driftet mir als Methodenbetrachtung zu sehr in die weniger geliebten Metathemen, die Dokumentation eines Anfangs (zum Beispiel einen Auftaktartikel für eine Serie zu schreiben oder eine Charaktererschaffung zu begleiten) erscheint zu banal. Allenfalls der Anfang eines neuen Spiels oder einer neuen Spielwelt
(beispielsweise der Gedanke für den Ansatz eines Kampfkunst-fokussierten Science Fiction/Space Opera-Hintergrundes, der mit heute morgen durch den Kopf ging) würde sich hier noch halbwegs anbieten, aber ohne dass dieses hypothetische Spiel/diese Welt sich auch selbst thematisch mit Anfängen und/oder Übergängen auseinandersetzt erscheint mir das letzten Endes ebenso unangebracht und bemüht.
…und Übergänge…
Laterale Charakterentwicklung ist vielleicht nicht das auf Anhieb offensichtlichste für mich selbst aber eines der ganz zentralen Elemente von Beutelschneider. Laterale Charakterentwicklung, dass eine Figur sich also verändert, ohne dabei aber „besser“ zu werden, bedeutet immer auch einen Übergang und in meinem Empfinden dabei einen betonteren Übergang als der „einfache“ Fortschritt der Charakterverbesserung.
Die Möglichkeit zur lateralen Charakterentwicklung wird in Beutelschneider über den normalen Erfahrungsmechanismus geboten, der es erlaubt, Murmeln aus dem Beutel der Figur gegen andersfarbige Murmeln auszutauschen (dies schließt auch die Möglichkeit der Verbesserung mit ein, wenn weiße Murmeln getauscht werden, und erzwingt die laterale Verschiebung nicht, da auf den Tausch einzeler Murmeln auch verzichtet werden kann). In begrenzterem Umfang können auch die Heilungsregeln eine laterale Entwicklung der Figuren befördern (da „geheilte“ schwarze Murmeln nicht zwangsläufig durch Murmeln ihrer Ursprungsfarbe ersetzt werden müssen).
Aber um diese Idee noch mehr (oder besser – lateral verschoben – noch anders) zur Geltung zu bringen weiten wir sie nun von den Murmeln auf Krafttiere aus und betrachten nun Figuren, die – ohne dabei einen Machtzuwachs zu erleben – von Krafttier zu Krafttier übergehen. Ein Tier begleitet den Weg der Figur solange bis diese sich von ihm löst und sich unter den Schutz, das Zeichen, den Stern eines anderen Tieres stellt (vielleicht dann auch konkret mit den Sternzeichen der Welt verbunden, woran ich ob yanderes Frage Nr. 12 gerade denken muss, zumal ich Beutelschneider seit einiger Zeit immer wieder auch mit Himmelsphänomenen assoziiere – vermutlich wegen des Bildmotivs, das ich damals für die Murmelwelten gewählt habe). Dieser Übergang, vielleicht ganz klassisch mit (Nah-)Toderfahrungen verknüpft, wird zum Anfang eines neuen Abschnittes auf dem Lebensweg, der Lebensbahn (um weiter der celestischen Sphäre verhaftet zu bleiben) der Figur.
Das Krafttier könnte dabei dann auch die übrige Entwicklung direkt beeinflussen oder kontrollieren, aber in diesem Entwurf würde ich tatsächlich wohl nur den Zeitpunkt der Übergänge – von Krafttier und Charakterentwicklung über Murmeltausch – aneinander koppeln.
Die normalen Regeln für Erfahrung werden also gestrichen, so wie offensichtlich die Regeln für Krafttiere benutzt werden.
Ein Krafttier kann jedoch nur ein einziges Mal eingesetzt werden. Sobald es eingesetzt wurde, wird es aus dem Beutel entfernt.
Am Ende der Spielsitzung – oder vielleicht auch zu Beginn der nächsten Spielsitzung verbunden mit einer eigenen Szene, die diesen Übergang in irgendeiner Form, beispielsweise als Ritual, Traumreise oder andere symbolbeladene Begegnung, thematisiert – darf dann sowohl ein neues Krafttier gewählt und in den Beutel gelegt werden als auch Murmeln für Erfahrung, letzteres direkt im Wert von fünf Murmeln, gezogen werden.
Um dies noch einschneidender zu machen, könnte eventuell als zusätzliche Beschränkung bei der Erfahrung hinzugenommen werden, dass alle Murmeln in jedem Fall gegen andersfarbige Murmeln getauscht werden müssen, so dass es also unmöglich ist, einen Teil der gezogenen Murmeln zu behalten, so profund ist der Wandel, der Übergang, der Neuanfang, den die Figur durchlebt.
Irgendwie so.
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Im Zusammenhang mit dem Monatsthema über den Kampfkunst-fokussierten Science Fiction/Space Opera-Hintergrund, den du in deinem Artikel erwähnst, zu schreiben, mag vielleicht unangebracht und bemüht sein, weil er sich nicht auch selbst mit Anfängen bzw. Übergängen beschäftigt, aber interessant klingt er trotzdem. Vielleicht erzählst du ja irgendwann zu anderer Gelegenheit einmal davon.
Und dieses ‚Beutelschneider‘ scheint nicht uninteressant zu sein. Das muss ich mir bei Gelegenheit mal ein bisschen genauer ansehen.
Vielen Dank für deinen Karnevalsbeitrag jedenfalls!
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Danke dir und Niniane für das schöne Karnevalsthema!
Zum Martial Arts-SciFi-Setting werde ich gegebenenfalls zurückkehren, wenn sich das noch weiter verdichtet. Wenn es dazu kommt, dann wird es aber sicher hier zu lesen sein.