Karneval auf dem Sklavenmarkt: Eine neue Version von Beutelschneider – was nun?

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Als Zornhau im letzten September mit „Neue Version – was nun?“ einen Themenvorschlag für den Karneval der Rollenspielblogs machte, bei dem es um den Umgang mit neuen Versionen/Editionen von Rollenspielen gehen sollte, war gleich mein erster Gedanke: Das gibt einen willkommenen Anlass eine neue Version zu erstellen. Damals hatte ich zuerst einmal [heat]≈wave vor Augen, dessen erste – sehr rudimentäre – Version kurz davor (und auch zum Anlass eines Karnevals) auf d6ideas aufgetaucht war, und das dringend eine solche Überarbeitung vertragen könnte.
Jetzt im Monat des eigentlichen Karnevalsumzuges, während im RSP-Blogs-Forum die begleitende Diskussion zum Thema geführt wurde – diesmal sogar mit weiterführenden Seitensträngen – und einem Richtungswechsel hin zur Frage nach neuen Versionen des Rollenspiels überhaupt (anstatt neuer Versionen einzelner Rollenspielsysteme), habe ich dann allerdings tatsächlich an einer neuen Version von Beutelschneider gearbeitet. Das Ergebnis, die neue Version „Auf dem Sklavenmarkt“, ist als schlichtes pdf am Ende des Artikels angehängt.
Da Beutelschneider, wie auch der Rest meines vorgestellten Materials, ein privates Hobbyprojekt ist, passt der von Zornhau in seinem Eingangsbeitrag an die Entwickler neuer Versionen gerichtete Fragenkatalog nur bedingt auf Beutelschneider und meine Arbeit daran, aber im Sinne des Karnevals habe ich mich trotzdem einmal an einer Beantwortung versucht:

Zornhau: Wie geht Ihr mit möglichem “Veralten” Eurer Rollenspielprodukte um?
blut_und_glas: Ich bin kein großer Anhänger der Alterungsidee von Rollenspielen. Obwohl ich die Ausführungen dazu im Überleitungsartikel zu diesem Karneval ja durchaus nachvollziehbar fand, sind die dort genannten Alterungsfaktoren einfach auf einer Ebene angesiedelt, die für mich kaum eine Bedeutung hat. Weder in Bezug auf die Rollenspiele Anderer, die ich konsumiere (heißt der Prosumer auf deutsch eigentlich Prosument, und ist das Verb zu Prosument dann prosumieren?), und erst recht nicht auf die Spiele, die ich selbst mache.
Zornhau: Was gibt den Ausschlag, ob ihr eine neue Version tatsächlich macht oder nicht?
blut_und_glas: Dass ich Lust dazu habe – und zwar genug, um andere Projekte, auf die ich auch Lust habe, lange genug hinten anzustellen.
Zornhau: Welche ökonomischen Faktoren sind beim Angehen einer neuen Version – gerade für die Ein-Mann-Verlage – zu beachten?
blut_und_glas: Das ist natürlich eine der Fragen, die auf mich gar nicht so recht zutreffen will. Für mich ist das einfach eine Frage des Zeitmanagements, ob und wenn ja wie viel Zeit ich investieren möchte.
Zornhau: Wie bestimmt Ihr den “perfekten Zeitpunkt” für eine neue Version?
blut_und_glas: Hauptsächlich nach Lust und Laune, wobei – wie ja auch jetzt bei „Auf dem Sklavenmarkt“ – ein externer Anstoß diese Lust befeuern kann, auch indem Druck aufgebaut wird. Früher habe ich für das Schaffen solchen (Zeit)drucks hin und wieder selbstgemachte Ankündigungen in Foren benutzt, in den letzten Jahren gab dann der Karneval der Rollenspielblogs immer wieder willkommene Anreize – wenn auch meist eher für „erste“ statt für „neue“ Versionen.
Zornhau: Seht Ihr die neue Version als Chance neue, mit der Zeit aufgekommene Ideen einzubauen? Oder ist das eher eine Art “Bug-Fixing”, eine Fehlerbehebung von Elementen, die in der alten Version noch nicht rund genug waren?
blut_und_glas: Das ist unterschiedlich. „Auf dem Sklavenmarkt“ ist primär eine Verfeinerung, obwohl ich gerne auch noch neue Ideen verbaut hätte. Am Ende habe ich mich dann aber dafür entschieden, mir mit der großen Neuerung an Beutelschneider, an der ich seit einiger Zeit arbeite, doch noch mehr Zeit zu lassen, und sie jetzt noch nicht in „Auf dem Sklavenmarkt“ einzuführen. Wenn ich mir den Juni über mehr Zeit für Beutelschneider gegönnt hätte, dann wäre das vielleicht anders geworden. So wollte ich aber in dieser Hinsicht nichts Halbgares abliefern und habe mich daher auf die näher am Regelkern liegenden Verfeinerungen konzentriert.
Zornhau: Was macht Euch am meisten Spaß beim Erstellen einer neuen Version?
blut_und_glas: Das, was mir auch am Erstellen erster Versionen und am Erstellen von Zusatzmaterial Spaß macht: Das „Basteln“ an sich.
Zornhau: Wie seht ihr die von manchen Spielgruppen geäußerte Skepsis über neue Versionen? Was haltet Ihr davon, daß eine Gruppe bei einer alten Version Eures Spiels bleibt?
blut_und_glas: Dazu müsste ja überhaupt einmal irgendjemand eine Version des Spiels spielen. Mein Vergnügen ziehe ich wie gesagt aus der Arbeit selbst, insofern ficht es mich nicht an, wenn jemand bei Änderungen nicht mitziehen mag.
Zornhau: Wie stellt Ihr die Unterstützung der “Alt-Versions-Spieler”, immerhin Eurer bisherigen treuen Kunden, sicher? Gibt es abwärtskompatible Produkte, solche mit mehrfachen Spielwertangaben für alte und neue Version? Gibt es separate Produktlinien für alte und neue Version? Oder bleiben die an der alten Version hängenden Spieler ohne Unterstützung?
blut_und_glas: Mangels Kunden ist das auch wieder hinfällig, aber bei Beutelschneider beispielsweise spielen sich die Änderungen auf einer Ebene ab, die das Zusatzmaterial auf dem Blog, inklusive zukünftigen Materials, mit geringstem Aufwand sowohl mit der aktuellen als auch der vorherigen Version nutzbar macht.
Zornhau: Man denke an das Desaster beim Wechsel von oWoD zu nWoD (hier kam nicht so sehr der Regelsystemwechsel wie die Settingänderung eher negativ an) oder von D&D 3E zu 4E (was erst dem “Zulieferer” Paizo den Siegeszug mit seinem Pathfinder-Produkt ermöglichte und D&D massig Marktanteile kostete). Welche Risiken seht Ihr Macher beim Versionswechsel?
blut_und_glas: Keine, da mich solche ökonomischen Risiken (und sei es das Risiko von meinen nicht vorhandenen „Fremdspielern“ in Zukunft nicht mehr gemocht und daher nicht mehr mit Klicks bedacht zu werden) wie gesagt nicht so sehr tangieren. Das einzige Risiko, das ich für mich sehe, ist durch eine neue Version/durch die Arbeit an ihr die Lust an dem Projekt zu verderben, vielleicht aus Frustration ein bestimmtes Entwicklungsproblem nicht lösen zu können, ein selbst gesetztes Ziel nicht erreicht zu haben. Auch das spielt aber eigentlich keine Rolle.

Beutelschneider – Auf dem Sklavenmarkt (pdf)

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