Weltkrieg

Karneval-WW1
Zur Einstimmung:
Bertolt Brecht, Legende vom toten Soldaten

Weltkrieg.

In diesem Jahr, in diesem Monat kann ich mir eigentlich kein besseres Thema für den Karneval der Rollenspielblogs vorstellen.

Der erste Gedanke dabei ist natürlich der erste Weltkrieg, der in der deutschen Rollenspiellandschaft wohl vornehmlich in Form von Cthulhu präsent ist.

Ein ganzer Karneval rund um Cthulhuszenarien im ersten Weltkrieg also?

Hoffentlich nicht.

Zum einen ist der erste Weltkrieg nicht der einzige Weltkrieg geblieben, und erst recht in Rollenspielwelten gesellen sich ihm außer seinem Nachfolger noch unzählige andere hinzu:

Der trojanische Krieg als sagenhafter Weltkrieg der Antike; der Ringkrieg; die Visionen vom dritten Weltkrieg in all seinen Varianten; für mich durch Unknown Mobile Suit natürlich auch ganz vorne mit dabei der One Year War des Gundam UC-Universums; etliche der Konflikte aus Battletech; der letzte Krieg; die vielen Zerrspiegelversionen des ersten und vor allem des zweiten Weltkriegs, die immer wieder auftauchen, vom Pulp-Horror in Weird War II, dem Einstand der Weird Wars-Reihe von Pinnacle beispielsweise, weiter zu noch einmal Weird War II als GURPS-Quellenband über alternative Geschichte, Parallelwelten, Genrecrossover und allerlei Phantastisches im zweiten Weltkrieg (der Band ist seinerseits natürlich Teil einer ganzen GURPS-Reihe, die sich ausführlich dem zweiten Weltkrieg (im Rollenspiel) widmet); oder solche Ideen wie die jüngst im Tanelorn diskutierte Vorstellung von einem unterirdischen Weltkrieg zwischen Zwergenreichen; und natürlich das ganze Warhammer 40.000-Universum; …

Alleine mit einer solchen Liste ließe sich ein Blogartikel nach dem anderen füllen. Und zu jedem ihrer Einträge könnte wieder ein Artikel nach dem anderen geschrieben werden.

Zum anderen beschränkt sich das Thema Weltkrieg in Rollenspielen ja nicht auf Szenarien, die direkt im Krieg spielen (und, wie gerade schon gesehen, auch nicht auf Cthulhu).

Der Weltkrieg muss noch nicht einmal aktuell im Gange sein, um eine Rolle zu spielen. Vielleicht versuchen die Charaktere ja ihn abzuwenden – oder sie fiebern ihm entgegen? Vielleicht ist er vorüber, und liefert den (gemeinsamen) Hintergrund für die Charaktere, erklärt ihre derzeitige Situation oder ihre Fähigkeiten.

Oder Krieg tobt zwar während des Spiels, aber die Charaktere sind nicht direkt in ihn involviert? Vielleicht sind sie Zivilisten – oder leben in einem neutralen Staat (wie lange noch?)? Trotzdem kann der Krieg sie und das Spielgeschehen berühren – oder auch nicht so sehr, da für sie andere Dinge zentraler sind und der Krieg nur ein Hintergrundrauschen bleibt. Und wenn die Charaktere involviert sind, dann wie? Sind sie einfache Soldaten? Anführer und Offiziere? Hohe militärische oder politische Entscheidungsträger sogar? Stehen sie im Kampf oder haben sie eine unterstützende Funktion? Sind sie vielleicht Agenten oder Saboteure? …

Wie stehen sie überhaupt zum Weltkrieg – ganz egal ob er ihre Gegenwart, Vergangenheit oder (mögliche) Zukunft darstellt?

Und all diese Fragen berühren dabei noch nichts so recht außer den Figuren und ihren Rollen im Verhältnis zum Weltkrieg. Wie steht es mit dem Weltkrieg selbst? Wie konstruiere ich eine Spielwelt im Krieg? Ein einzelnes Szenario? Entsteht der Weltkrieg aus dem Spielgeschehen heraus, ohne dass er von vornherein hineingeplant wurde? Wie gehen die Regeln mit dem Weltkrieg um? Tun sie es überhaupt – oder ist er ein reines Hintergrundelement? Verschmelze ich Strategie-/Kriegsspielelemente mit dem Rollenspiel? Folge ich irgendeinem anderen Ansatz, um bestimmte Aspekte des Kriegserlebnisses im Spiel in den Vordergrund zu rücken? Welche Teile eines Weltkrieges bieten sich überhaupt an, um sie im Spiel zu beleuchten? Wie detailliert beschreibe ich die – realen und/oder fiktiven – Waffen, Ausrüstung, Einheiten, Uniformen meines Krieges? …

Krieg und Rollenspiel ist ein so unglaublich weites Feld. Und es wird nicht wirklich viel kleiner, indem wir uns auf den Weltkrieg beschränken.

Und dann schwebt gerade in Deutschland natürlich über alldem auch noch die Frage:

Darf man das?

Warum?
Warum nicht?

Vielleicht gibt der Karneval ja auch darauf noch ein paar Antworten mehr. Wer dabei selbst mitmachen mag oder sich einen Überblick über die Beiträge und etwaige Diskussionen zum Thema verschaffen will, der ist im Begleitthread im RSP-Blogs-Forum richtig aufgehoben.

Zum Ausklang:
Ernst von Salomon, Der Krieg

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