Der Karneval der Rollenspielblogs widmet sich im Mai „Auswüchsen der Wissenschaft„.
Auswüchsen wie den Badewannenbiolabors in Blue Planet, die Genmodifikationen aus dem Hinterhof anbieten.
Vorgeschlagen wurde das Thema von Nerd-Gedanken, die sich auch um die Organisation kümmert.
Badewannenbiolabors
Entwicklungsnotizen:
Blue Planet ist auch eines der Spiele, die zumindest mir etwas mehr Denkarbeit abgefordert haben, um eine halbwegs zufriedenstellende Ausprägung von Auswüchsen der Wissenschaft zu entwerfen. Dabei bringt es erst einmal eine Menge Ausgangsmaterial mit. Was aber fehlt, das ist ein wirklich plakativer dem Setting innewohnender Hebel, um die Idee des Auswuchses zu unterstreichen. Zu Blue Planet passen hier eher leisere Töne, und daher geht es mir mit den Badewannenbiolabors auch eher um Auswüchse im Sinne von Grenzbereichen der Anwendung und mehr noch Proliferationsphänomene, die diesen erst die Bahn ebnen.
(Und wer doch etwas Plakativeres mag, der kann ja einen Blick auf den Legacy-Hybriden werfen, den wir im Rahmen unserer Kunstwesen-Aktion zu Clawdeens „Roboter, Golems, Kunstwesen„-Karneval beigesteuert haben.)
Xenosilikate haben nicht nur die Grenzen des im Bereich genetischer Modifikation Möglichen erweitert, sie haben Biomodifikationen vor allem auch so einfach, billig und damit massentauglich gemacht wie niemals zuvor. Die so angestoßene Verbreitung über massive internationale, staatliche und den größten Incorporates (und ihren Vorläufern) vorbehaltene Programme hinaus hat allerdings nicht etwa mit dem Abbau von Hürden für kleinere Forschergruppen und Unternehmen oder der einfacheren – teilweise erstmaligen – Verfügbarkeit von Behandlungen und Modifikationen für Interessenten auf einem offenen Markt ihr Ende gefunden.
Die instabile politische Situation auf Poseidon und in den Free Zones der Erde und mehr noch die Allgegenwärtigkeit von Xenosilikaten als zentralem Grundstoff der Modifikationsindustrie auf dem Wasserplaneten haben auch die Entstehung eines ganzen Sektors ohne Aufsicht und mit teilweise fragwürdigen Methoden arbeitenden Biomod-Anbietern ermöglicht, den sogenannten Badewannenbiolabors:
In Hinterhöfen oder Hütten untergebrachte Einrichtungen, die so viele Materialien und Ausrüstung wie möglich durch herkömmliche, tatsächlich oft Haushaltsanwendungen entlehnte Entsprechungen ersetzen und ihre Hightech auf das absolut notwendige Minimum beschränken, so dass Xenosilikat-Oblaten auf Campingkochern erhitzt werden, optimierte Organe in mit Nährflüssigkeit gefüllten und mit Bioplastikfolie verschlossenen Badewannen auf ihre Implantation warten und der Bodycomp eines der Betreiber nicht nur für die musikalische Untermalung sorgt, sondern auch das Temperaturprotokoll für die mit einer Lösung von Transformationsviren aufgezogenen billigen Einwegspritzen in dem ausrangierten Großküchenkühlschrank führt.
Die Badewannenbiolabors leisten so ihren Beitrag zur Verbreitung von Biomods und Gentherapien auch jenseits der Klientel der öffentlicheren und anerkannten Anbieter – wozu jedoch auch kriminelle und terroristische Personen und Organisationen aller Coloeur gehören, die nicht selten auch ein direktes Interesse an diesen Einrichtungen haben.