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  1. PPS: Und dass mir jetzt keiner mit “so war das nicht gemeint” kommt! Das weiß ich selber, dass Blechpirat das so nicht gemeint hat. Das hilft mir bloß nur sehr begrenzt weiter.

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    1. Ist nicht alleine deine Reaktion ein Zeichen, dass das Thema noch nicht durch ist? Aber in Wirklichkeit möchte ich auf den Kontext hinaus: Ich habe dem Bereich ja ein “Zitat” vorangestellt, in dem ich die Reaktion von Jugendlichen auf ein solches Thema im Rollenspiel wiedergebe. Die sind zu unreif. Ich habe eine beträchtliche Weile gebraucht, bis ich für mich festgestellt habe, dass ich mit dem Thema was anfangen kann – das ich bestimmte Sachen damit erreichen kann, die ich im RL nicht habe – z.B. die wohl untreuste Rollenspielgattin der Welt auf den Tanelorn-Treffen. Das war toll und meinem RL-Leben so fremd wie Ogerblut. Hätte ich mit 16, mit 18 und vermutlich mit 20 noch nicht gespielt. Fehlte mir die Reife? Vielleicht. Reife kann man auch als Kontext verstehen – mit 20 kannte ich niemanden, der sich selbst als schwul bezeichnet hat. Ich musste deutlich älter werden, um Kontext zu haben. Reife eben.

      Aber klar, die andere (von dir in den Vordergrund gebrachte) Deutung (wir als Szene reif genug) war ganz absichtlich mitgemeint. Unglaublich viele Rollenspieler mögen es nicht, wenn das Geschlecht von Charakter und Spieler abweichen. Wobei m.E. mehr Vorbehalte gegen Männer bestehen, die Frauen spielen, als anders herum. Warum? Unreife?

      Jedenfalls tut es mir leid, das dir dieser Satz das Thema verleidet hat… dabei hätte ich mich über deine Beiträge besonders gefreut…

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  2. Den Widerwillen gegen diese Formulierung teile ich. Trotzdem finde ich die Frage nicht völlig daneben. Eben, weil die Frage auch nach der “Reife”, der “Menschlichkeit” und damit letztlich nach den Werten… der “RSP-Szene” fragt. Andererseits finde ich eine Wertediskussion auch wieder problematisch. Welche Werte? Was sind Werte? Haben wir die nicht längst obskuren Göttern geopfert? Die Ahnung, dass eine solche Diskussion schwer nach hinten losgehen kann (Legitimierung von Ausgrenzung, Benachteiligung, …), teile ich jedenfalls.

    Es gibt aber auch noch eine andere Ebene, auf der ich die Frage schwierig finde. Sie betrifft das Rollenspiel bzw. die verwendeten Hintergründe selbst. Wenn ich in Rokugan (L5R) spiele, dann sind (inoffizielle) homosexuelle Beziehungen nichts Ungewöhnliches. Liebe ist etwas Privates. Wichtig ist nur, dass die Figuren ihre Pflicht erfüllen. Das kann man so spielen und das wirkt auch nicht deplatziert. Es fügt sich ein in die Art von Drama, die in L5R zu erwarten ist.
    Wenn ich im English Civil War (Clockwork & Chivalry 2nd) spiele, dann will ich mich auf die politischen und religiösen Ideen der Zeit und die damit verbundenen Blickwinkel einlassen. Ich hätte da den Eindruck, dass prominent als NSC oder SC auftretende, gleichgeschlechtliche Paare entweder postmoderne Perspektiven ins Spiel bringen, diese Leute als Irre, Häretiker oder weltfremde Utopisten abgestempelt würden oder sich hier eine Misery-Porn-Geschichte anbahnen würde. Nichts davon gehört zu dem, was ich in dem Setting spielen will. (Aus ganz ähnlichen Gründen wollte ich bei Cl&Ch 2nd nicht katholischen Glauben im Zusammenhang mit “Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen” thematisieren.)

    Was ich damit sagen will: Liebesbeziehungen generell und sexuelle Identität im Besonderen sind Themen, die im Rollenspiel einen “vernünftigen Rahmen” brauchen. Es braucht einen stimmigen Kontext, damit sie nicht als “in übergriffiger Weise ins Rampenlicht gezerrt” wirken.

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  3. Zu dem Star-Trek-Verweis:
    Der schwule Originaldarsteller empfindet das als unpassend und ist damit nicht einverstanden.

    Ich kann das insofern nachvollziehen, als dass in der Figur angelegten Themen, Identifikationsflächen, … überschrieben werden. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine kluge Vorgehensweise ist. Ob das “Outing” als der Figur “asexuel” sinniger gewesen wäre?

    Zwei Sachen noch: Ich find den wired-Artikel an vielen Stellen nicht überzeugend.
    Und: “Schwul” wie ein Label irgendwo drauf zu pappen, mag zwar gut gemeint sein – gut gemacht ist es damit noch lange nicht.

    Ein Beispiel für das, was ich am Wired-Artikel nicht gut finde:
    “[ …] es fällt schwer, zuzugeben, wie konservativ unsere Gesellschaft in manchen Bereichen noch immer ist. Zum Beispiel eben, wenn es um Fantasy oder Science Fiction geht.”
    Zum Glück kennen die Autoren den Science-Fiction-Klassiker “The left hand of darkness” (1969) von U. LeGuin. Die engl. Wikipedia schreibt passend: “A major theme of the novel is the effect of sex and gender on culture and society, […]. The novel touched off a feminist debate when it was first published, over depictions of the ambisexual Gethenians.”

    Addendum:
    Ich weiß nicht, was da gerade los ist, aber die Art und Weise wie momentan LBGTQA+ -Themen mit Gewalt eingebracht werden, gefällt mir nicht. Auch die Hierarchien und Ausschlussmechanismen, die innerhalb der Buchstabengruppe herrschen, finde ich blöd (auch wenn mir die Mechanismen dahinter in Ansätzen zu verstehen glaube).
    1. lesbian & gay
    2. trans
    3. bi
    … und irgendwo abgeschlagen: aromantic/asexual.
    (Questioning und “+” wechseln mMn situativ die Position.)

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  4. Vorneweg: Ich mag Deinen Blog, was Du schreibst, Deine Arbeit.

    Aber (da kommt immer eines, gell?), aber das hier ist mit Verlaub daneben: “Aber ganz vorne mit dabei ist die… die Art wie die Formulierung für mich gleichzeitig eine Legitimierung von Ablehnung, Ausgrenzung, Intoleranz, Hass impliziert. “Dafür war die Gesellschaft eben noch nicht reif…” naja, gut, ist ja dann doch auch irgendwie verständlich, war wohl einfach ein bißchen viel verlangt, dann versuchen wir es eben in 80 Jahren nochmal…”

    Das empfinde ich als übergriffig, als extrembösartig gelesen. Das impliziert das ganz gewiß nicht. Es impliziert eine Antwort “Ja” oder “Nein”. Ja ist okay, alles ist gut, Thema geschlossen. Ein “Nein” bedeutet nicht aufgeben sondern Folgefragen stellen und handeln: Wieso nicht? Was kann man dagegen tun?

    Nur so war die Frage in Blechpirats Text zu verstehen.

    Dein Artikel hier hat mir vor einer Woche übrigens den Karneval so verhagelt, daß ich einen Artikel über eine epische Liebe durch die Zeiten, die eine Heldenkampagne in einem Maß fokussiert hat, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte, weggesteckt habe.

    Daß es auch noch ein schwules Pärchen war (in gewisser Weise, es war kompliziert), entbehrt hier nicht einer gewissen Ironie. Aber mir ist das zu vermint, solange zu diesem Thema andauernd und anstrengend von einigen wenigen vollkommen dekontextualisiert nach “Ablehnung, Ausgrenzung, Intoleranz, Hass” gesucht, wo definitiv keiner ist.

    Schade.

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    1. Aber, aber… das kannst du doch nicht machen! Epische Liebe, sowas hätte ich zu gerne für den Karnveval!

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      1. Naah. Das Klima 2016 ist mir zu vergiftet, um über das Thema öffentlich zu schreiben, was ich bereits im Vorfeld ahnte und deswegen den Karneval nicht so pralle fand und finde (nicht nur deswegen). Aber gerade darum wollte ich konstruktiv sein und Konstruktives beitragen. Das hier hat mich dann eines Besseren belehrt. Am Ende trigger ich noch ‘nen Hamster vom Laufrad.

        Am besten bist Du heutzutage ein geschlechtsloses Wesen ohne erkennbare kulturelle oder philosophische Merkmale und ohne Hautfarbe (was sicher auch wieder ein “mikroaggressiver” Begriff ist). Insofern bin ich da Blut und Glas sogar dankbar, weil ich mir diese furchtbar ermüdenden Diskussionen um NICHTS ersparen kann.

        Ich verbringe meine Zeit lieber vergleichsweise produktiv, murmele den guten Karl von Moor vor mich hin und bin produktiv: http://tagschatten.blogspot.de/2016/07/pink-ivan.html

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